Ungenutzte Fähigkeiten und gelangweilte Hunde
Stellen Sie sich vor, Sie kommen nach Hause und finden folgendes Bild vor:
Das Sofa ist durchwühlt, einige Kissen sind zerfetzt, Stühle sind umgeworfen, Schuhe vollgesabbert und kaputt gekaut.
Und inmitten dieses Chaos sitzt ein freudig schwanzwedelndes Wesen, das Sie anschaut, als wäre nichts passiert.
So etwas oder etwas ähnliches ist sicherlich schon vielen neu-Frauchen und -Herrchen widerfahren.
Hunde mit Langeweile suchen sich eben selbst eine Beschäftigung.
Und meistens entscheiden sie sich leider nicht dafür, Fenster zu putzen oder das Silberbesteck zu polieren.
Inhaltsverzeichnis
Ganz ähnlich verhält es sich mit nicht genutzten Fähigkeiten und Kompetenzen.
Wenn wir das, was wir in uns tragen, nicht adäquat nutzen, dann findet es trotzdem einen Weg, sich auszudrücken. Fast immer ist dies aber ein Weg, der uns nicht gut tut, unter dem wir sogar richtig leiden können.
Hier zwei Beispiele dafür, was ungenutzte Fähigkeiten sein können und wie sie unser Leben negativ beeinflussen können:
Ungenutzte Fähigkeiten 1: Kreativität
Ein Mensch mit einem sehr großen Potenzial an Fantasie arbeitet in einer Behörde, in der es hauptsächlich um Zahlen und Excel-Tabellen geht. Logischerweise strengt ihn das so sehr an, dass er auch in seiner Freizeit nicht mehr kreativ tätig werden kann. Die Energie reicht schlicht nicht aus.
Dabei wäre er durch sein kreatives Potential wahrscheinlich ein guter Buch- oder Drehbuchautor, ein toller Fotograf oder Musiker. Das Feld der Kreativität ist ja sehr weit.
Hier könnte es passieren, dass die Fantasie sich durch Horrorszenarien einen Weg in die Welt bahnt.
Begonnen bei der Vorstellung, alles zu verlieren. Erst den Job, dann das Haus und schließlich verlässt ihn natürlich die Frau und nimmt die Kinder mit, so dass er selbst als verarmter Obdachlosen ein trauriges Leben fristen muss.
Bis hin zu Horrorszenarien, die in Richtung Verschwörungsideen abdriften und in denen er „denen da oben“ hilf- und schutzlos ausgeliefert ist.
Wahrscheinlich wird sich dieser Mensch nicht unbefangen und fröhlich durch die Welt bewegen.
Im Gegenteil: durch die Angst vor dem, was kommen oder sein könnte wird er ziemlich sicher immer misstrauischer werden und sich vom Leben und sozialen Kontakten mehr und mehr zurückziehen.
Durch das wachsende Gefühl, Opfer zu sein, wird der Impuls, an seinem Leben etwas zu verbessern und seine tolle Fähigkeit Fantasie in produktive Bahnen zu lenken – beispielsweise als Autor, Musiker oder Künstler – kaum mehr spürbar sein
Ungenutzte Fähigkeiten 2: Empathie und Feinfühligkeit
An der Kasse eines Supermarktes arbeitet ein Mensch, der ausgesprochen feinfühlig und empathisch ist.
Eigenschaften, die er beim Scannen der Waren nicht wirklich zum Einsatz bringen kann.
Mit diesen Eigenschaften könnte der Mensch ein guter Berater, Coach, Therapeut oder Vergleichbares sein und diesbezüglich richtig aus dem Vollen schöpfen.
Stattdessen kommen Empathie und Feinfühligkeit direkt nach Verlassen des Supermarktes zum Einsatz. Allerlei Nachrichten sind über den Tag hinweg per SMS, Mail und WhatsApp eingetrudelt. Wie immer benötigen viele Menschen seinen Rat oder seine Hilfe:
- Ein Umzug steht an
- Ein Bekannter wurde von seiner Frau vor die Tür gesetzt und benötigt für die nächsten Tage (oder Wochen) einen Schlafplatz
- Das ältere Kind benötigt finanzielle Unterstützung
- Die Klasse des jüngeren Kindes plant einen Ausflug zu braucht unbedingt noch einen Begleiter.
Da Menschen mit ausgeprägter Empathie und Feinfühligkeit schnell das Gefühl von Schuld befällt, wenn sie „Nein“ sagen, gehen sie meistens lieber über die Grenzen ihrer körperlichen oder finanziellen Leistungsfähigkeit hinaus, als dass sie die Schwere der Schuld tragen wollen.
Im Gegensatz zu einem Umzug, einem Ausflug oder dem Bereitstellen eines Schlafplatzes geht das Gefühl von Schuld eben nicht vorüber, weswegen viele Betroffene eher wieder und wieder die Zähne zusammenbeißen.
Und dies sind lediglich vier Beispiele. Es gibt unendlich viele vergleichbare Situationen. die deutlich machen, dass auch die Freizeit dieses Menschen „fremdbestimmt“ ist. Zumindest wird sie sich für ihn so anfühlen.
Fähigkeiten nutzbar machen
Es kommt häufig vor, dass die Lösung sozusagen im Problem enthalten ist. Oder wie ich einmal hörte: Probleme sind Lösungen in Arbeitskleidung.
Stellen Sie sich folgende Fragen:
- Was genau ist mein Problem (das wahrscheinlich immer wieder auftritt)?
- Welche meiner Fähigkeiten nutze ich, um diese Problem entsteht zu lassen?
- Wie könnte ich diese Fähigkeiten in meinem Sinne nutzen?
- Welche Tätigkeiten könnten entsprechend für mich in Frage kommen?
Es ist übrigens meistens gar nicht notwendig, den Job zu wechseln. Häufig reicht es schon, die Fähigkeiten in der Freizeit gezielt einzusetzen. Dann bringen Sie das, was in Ihnen angelegt ist zum Ausdruck und der gelangweilte Hund ist froh darüber, vom Herrchen oder Frauchen beachtet zu werden und eine Aufgabe zu bekommen.
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