Streit und Lösungen
Es gibt eine Geschichte, die sehr gut verdeutlicht, wie einfach es sein kann, einen Streit zu beenden und Lösungen zu finden.
Wir streiten zwar meistens um eine Sache, aber häufig mit unterschiedlichen Bedürfnissen. Und wenn wir es schaffen, unsere Bedürfnisse wahrzunehmen und zu äußern, dann können wir erkennen, dass es oftmals Wege gibt, alle Bedürfnisse zu erfüllen. Es geht beim Streiten nicht darum, Recht zu haben, es geht beim Streiten darum, Lösungen zu finden.
Ganz so, wie in der Geschichte von den zwei Schwestern und der Orange:
Zwei Schwestern und eine Orange
Es waren einmal zwei Schwestern. Die verstanden sich so gut, dass sie sogar zusammen wohnten. Eines Tages kamen beide zeitgleich in die Küche, um sich die letzte Orange zu nehmen. Schnell war die schwesterliche Verbundenheit vergessen und es wurden Vorwürfe gemacht, Dinge gegeneinander aufgerechnet, geschrieen und beleidigt.
„Du isst mir immer alles weg, ich will wenigsten die letzte Orange haben!“ – „Du hast ja schon als Kind nur an dich gedacht und dich immer in den Vordergrund gespielt.“ – „ich bin es doch , die hier die Wohnung in Schuss hält. Da verdiene ich die letzte Orange. Du unordentliche Schlampe!“
Die beiden waren gerade dabei, richtig in Fahrt zu kommen und sich aufs Übelste zu beleidigen, da klingelte es an der Tür – es war eine gute Freundin der beiden.
Froh, eine Schiedsrichterin zu haben, redeten beide auf die Freundin ein und jede der zwei Schwestern versuchte, sie davon zu überzeugen, dass sie die Orange verdiente.
Die Freundin hörte kurz zu, wie beide Schwestern gleichzeitig auf sie einredeten. Dann schrie sie: „Ruhe!“ und beide Schwestern verstummten.
Sie sagte: „Ihr versucht beide, mich davon zu überzeugen, dass ihr die Orange verdient habt. Aber ihr habt mir noch nicht erzählt, was ihr damit vorhabt. Das würde mich interessieren.“
„Limonade machen!“ rief die erste Schwester.
„Kuchen backen!“ rief die zweite.
„Zum Teufel mit deinem Kuchen, blöde Schnepfe!“ setzte die erste Schwester gerade wieder neu an, sprach aber die zwote Hälfte monoton, irgendwie mechanisch, als würde das letzte Wasser aus einem Gartenschlauch laufen, nachdem man den Hahn zugedreht hat. Die Freundin der beiden stand nämlich einfach mit verschränkten Armen und einem weisen Lächeln im Raum.
„Merkt ihr es selber?“ fragte sie. „Ihr benötigt zwar beide die Orange, aber unterschiedliche Teile davon. Dadurch, dass Ihr Euch so auf den Streit um die Orange konzentriert habt, habt ihr völlig vergessen, zu schauen, ob es eine Möglichkeit gibt, dass eure beiden Bedürfnisse berücksichtigt werden können.“ Und dann zu der einen Schwester gewandt: „Du kannst dir den Saft für die Limonade auspressen“ und zur anderen: „und dann kannst du die Schale zum Backen verwenden.“
Aus meiner Praxis-Erfahrung kann ich bestätigen, dass so mancher Streit vermeidbar wäre, würde man genauer kommunizieren. Allerdings ist es auch menschlich, in den Verteidigungs-Modus zu gehen, wenn man die Erfüllung seiner Bedürfnisse gefährdet sieht.
Aber genau hier könnte die Vernunft den Fuß in die Tür bekommen: Ist die Erfüllung meiner Bedürfnisse wirklich gefährdet? Oder gibt es auch einen Weg, den ich noch nicht kenne – so dass meine und deine Bedürfnisse erfüllt werden können?
Ein Beispiel:
Zwei Menschen brauchen das Auto Samstag Nachmittag – bevor jedoch ein Streit ausbricht, wird nachgefragt:
- „Von wann bis wann brauchst du das Auto genau?“ „Überschneiden wir uns zeitlich überhaupt?“
- „Wo möchtest du hin? Kann ich dich mitnehmen und zurück nimmst du ein Taxi?“
- „Ach, du möchtest nur die Kiste zu Tante Erna bringen. Kein Problem, die nehme ich gerne mit.“
So könnten Lösungsansätze aussehen. Nicht immer ist so einfach, Lösungen zu finden,- wenn aber auf beiden Seiten die Bereitschaft zum Konsens vorhanden ist, wird es mit Sicherheit auch einen Lösungsweg geben!
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