Stillstand ist eine Entscheidung

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Es gibt diesen Moment, in dem einen alles nervt. Der Job fühlt sich an wie eine endlose Wiederholung, Beziehungen schleppen sich dahin, und das eigene Spiegelbild sagt auch nicht gerade: „Wow, siehst du gut aus!“ Sie wissen, dass sich etwas ändern müsste – aber tun nichts. Stillstand! Und genau da liegt das Problem: Wenn Sie nichts verändern, haben Sie sich für den aktuellen Zustand entschieden.

Stillstand - Jan Göritz - Heilpraktiker für Psychotherapie, Psychologischer Berater, Psychotherapeut (HeilprG) in Hamburg

Warten auf das Wunder – oder doch lieber handeln?

Viele Menschen verharren in unbefriedigenden Situationen und beschwichtigen sich selbst mit Geschichten wie:

  • „Wenn ich nur mehr Zeit hätte, würde ich endlich …“
  • „Wenn mein Chef mich mehr schätzen würde, dann …“
  • „Wenn mein Partner mich wirklich lieben würde, müsste ich ja nicht …“

Und damit sitzen sie in der Wenn-Dann-Falle. Denn in Wahrheit sind all diese Geschichten nichts anderes als Ausreden. Ausreden, mit denen wir den Stillstand nur noch weiter manifestieren.

Natürlich sind Veränderungen erstmal eher unbequem und manchmal herausfordernd. Vielleicht verunsichern sie uns oder sie machen uns Angst. Doch sich nicht zu entscheiden ist eben auch eine Entscheidung, aber Stillstand ist wirklich keine Lösung.

Keine Bewegung, keine Bewegung
Du bleibst stehen, du bleibst liegen
Die Zeit vergeht, du redest viel –
Doch du stehst still
(Slime)

Stillstand vs. Veränderung

Sie fragen sich vielleicht, warum uns Veränderung häufig so schwerfällt. Es gibt einige psychologische Wirkweisen, die uns in unserem eigenen Stillstand gefangen halten können.

Die Komfortzone ist gemütlich (selbst wenn sie schmerzt)

Unser Gehirn liebt Routine. Es spart Energie, wenn es möglichst viele Dinge automatisiert abspulen kann. Deswegen bleiben Menschen sogar in toxischen Beziehungen oder frustrierenden Jobs – weil der Neuanfang in Gedanken anstrengender erscheint als das bekannte Leid.

Wo halten Sie an Dingen fest, die Ihnen nicht guttun, einfach weil sie vertraut sind?

Die Illusion der Kontrolle

„Wenn ich nichts tue, bleibt alles so, wie es ist.“ Viele Menschen, die primär auf Sicherheit bedacht sind, leben nach dieser Idee. Doch der Grundgedanke dahinter ist falsch: Das Leben verändert sich ohnehin permanent – ob Sie wollen oder nicht. Stillstand bedeutet oft sogar Rückschritt. Und das nicht nur in der Wirtschaft. Das Leben zieht weiter und wer nicht mitzieht, bleibt zurück.

Stillstand ist Rückschritt (Rudolf von Bennigsen-Foerder)

Angst vor dem Unbekannten

Viele Menschen fürchten sich mehr vor dem, was kommen könnte, als vor dem, was sie bereits haben – auch wenn das, was sie haben, miserabel ist. Doch was wäre, wenn das Unbekannte nicht schlimmer, sondern besser wäre? Ein guter Gedanke, jedoch ist unser Gehirn eher darauf programmiert, uns vor potenziellen Gefahren zu warnen, als uns potenzielle Chancen schmackhaft zu machen.

Mut und Vertrauen sind also wichtige Zutaten, wenn wir den Stillstand überwinden möchten.

Was wäre das Schlimmste, was passieren könnte, wenn Sie die eine Sache in Ihrem Leben ändern, die Sie schon lange stört? Und was wäre das Beste?

Praktisches Beispiel: Zwischen Angst und Veränderung

Einer meiner Klienten steckte in seinem Leben fest, was ihn zunehmend belastete: Seit Jahren fühlte er sich in seinem Job gefangen – ein Chef, der ihn nicht schätzte und eine Arbeit, die weder fordernd noch interessant war. Und eine gleichförmige reihte sich an die nächste. Gleichzeitig verschlechterte sich seine Gesundheit: Rückenschmerzen durch zu langes Sitzen, ständige Erschöpfung und die Motivation für Sport oder gesunde Ernährung war längst verloren gegangen.

Auch seine Beziehung litt darunter. Gespräche mit seiner Partnerin beschränkten sich auf Oberflächlichkeiten, echte Nähe gab es quasi nicht mehr. Tief in sich spürte er, dass sich etwas ändern musste. Aber die Angst lieferte ihm immer wieder Gründe dafür, nichts zu tun: „Jetzt ist nicht der richtige Zeitpunkt“, „Vielleicht wird es von selbst besser“ oder „Ich habe einfach keine Energie für Veränderungen“.

In einer unserer Sitzungen stellte ich ihm eine einfache, aber wirkungsvolle Frage:

„Was würde Ihr zukünftiges Ich in fünf Jahren zu Ihrer heutigen Situation sagen?“

Er hielt inne. Sein Gesichtsausdruck veränderte sich, und für einen Moment herrschte absolute Stille. Dann sagte er leise, fast zu sich selbst:

„Dass ich verdammt nochmal was hätte ändern sollen.“

Diese Erkenntnis traf ihn wie ein Schlag. Er sah sich selbst in fünf Jahren – genau da, wo er jetzt war, nur noch erschöpfter, noch frustrierter, noch enttäuschter. Ihm wurde klar: Wenn er nichts tat, würde sich nichts ändern.

Da eine Erkenntnis ohne Handlung schnell wieder verpufft und die Angst stattdessen neue Gründe für die Stagnation liefert, begannen wir umgehend damit, konkrete Schritte zu planen.

Und so startete er innerhalb der nächsten Wochen verschiedene Veränderungen:

  • Er schrieb Bewerbungen
  • Er begann aktiv an der Beziehung zu arbeiten und vertiefte die Kommunikation mit seiner Partnerin
  • Er wurde aktives (!) Mitglied in einem Fitnessstudio

Wenn Sie jetzt denken, dass sich seine Veränderung linear und ohne Rückschläge vollzog, täuschen Sie sich. Es gab Rückfälle in alte Muster und er durchlebte einige Tiefs. Das war für ihn aber kein Grund, seinen Entschluss wieder rückgängig zu machen. Er hatte Geschmack daran gefunden, das Heft des Handelns wieder in den eigenen Händen zu halten.

Nach einigen Monaten saß er mir bereits mit einer ganz anderen Präsenz gegenüber. Er war energiegeladener, innerlich aufrechter und sein Blick zeigte eine Klarheit und Entschlossenheit, die ich bei ihm bislang nicht kannte.

Er hat einen neuen Job, in dem er wertgeschätzt wird. Seine Beziehung hat sich spürbar verbessert, weil er gelernt hat, offen zu kommunizieren. Und auch körperlich fühlt er sich besser, weil er Bewegung und gesündere Routinen in seinen Alltag integriert hat.

Auf meine Frage, was er aus diesem Prozess für Erkenntnisse mitnimmt, antwortete er:

„Ich hätte das schon viel früher machen sollen. Aber Hauptsache, ich habe es gemacht. Zukünftig werde ich schneller auf meine inneren Impulse hören – in dem Wissen, dass ich früher oder später eh handeln werde. Aber so kann ich mir Leid ersparen.“

Und genau das ist der Punkt: Wenn die innere Ampel für einen Schritt auf grün steht, dann handeln Sie. Handeln Sie im Vertrauen in sich selbst.

Die beste Zeit, einen Apfelbaum zu pflanzen, war vor 20 Jahren.
Die zweitbeste Zeit ist jetzt.
(aus China)

Wie Sie aus der Sackgasse rauskommen

„Handeln“ klingt toll, aber vielleicht fehlen Ihnen Ansätze, wie Sie mit dem Handeln beginnen können.
Hier sind einige konkrete Schritte, um endlich ins Tun zu kommen:

Radikale Ehrlichkeit mit sich selbst

Fragen Sie sich beispielsweise:

  • Bin ich wirklich zufrieden oder rede ich es mir nur ein?
  • Habe ich mich wirklich bereits für meinen jetzigen Zustand entschieden?
  • Ist das wirklich das Leben, das ich leben möchte?

Das Zukunfts-Ich befragen

Stellen Sie sich vor, Ihr Leben bleibt die nächsten fünf Jahre genau so, wie es jetzt ist. Wie fühlt sich das an? Ist das wirklich das, was Sie wollen?

Kleine, aber machbare Veränderungen starten

Veränderung muss nicht von 0 auf 100 passieren. Ein erster Schritt kann sein:

  • Ein ehrliches Gespräch führen
  • Eine neue Gewohnheit beginnen
  • Eine Bewerbung schreiben
  • Eine Therapie starten

Der Punkt ist: Machen Sie IRGENDETWAS. Hauptsache, Sie kommen wieder in Bewegung.

Songtext: Toxoplasma – Stillstand

Hier der Text zum unten verlinkten Video von Toxoplasma

Alles ist wie’s immer war
Nichts hat sich geändert
Was soll auch gewesen sein – Außer Stillstand


Alles ist wie’s vorher war
Oder doch nicht oder wie?
Oder was hat man denn noch bemerkt?
– Außer Stillstand

alles steht genauso da
Doch die Zeit hat nicht gewartet
Hat sich schnell und heimlich
Davongetickt – TickTack

Sekunde um Sekunde
Bis dann der Vorhang fällt
Verpasst man jede Gelegenheit
Weil der Stillstand für die Zeit nicht zählt


Weil die Welt sich weiter dreht,
Während man auf der Stelle steht
Oder in der Vergangenheit verharrt


Weil der Stillstand dann die Zukunft ist
Für die die Zeit nicht zählt
Scheint alles so wie’s immer war
Bis dann der Vorhang fällt

schließ die Augen
Ruhe sanft auf dem Bett, was man dir bettet
Schließ die Augen
Ruhe sanft

wenn du erwachst
Ist nichts mehr so wie’s einmal war


Was hat sich verändert, was hat sich bewegt
Was soll schon gewesen sein außer Stillstand


Wenn der Letzte aus der Stagnation erwacht
Ist es längst zu spät zu handeln
Da muss wohl noch etwas gewesen sein
– Außer Stillstand

© Toxoplasma 1994

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Stillstand - Jan Göritz - Heilpraktiker für Psychotherapie, Psychologischer Berater, Psychotherapeut (HeilprG) in Hamburg

FAQ

Ist es wirklich eine Entscheidung, wenn ich nichts tue?

Ja, absolut. Auch Passivität ist eine Form der Entscheidung – nämlich die, alles beim Alten zu lassen. Wer keine aktive Veränderung einleitet, wählt unbewusst den Status quo und verzichtet auf die Möglichkeit, etwas zum Besseren zu wenden.

Ich weiß, dass sich etwas ändern muss, aber ich fühle mich wie gelähmt. Was kann ich tun?

Das ist ein häufiges Phänomen. Beginnen Sie mit kleinen Schritten. Veränderung muss nicht gleich ein kompletter Neuanfang sein. Oft reicht ein erster Impuls – ein klärendes Gespräch, eine Notiz mit Zielen oder ein Termin zur Beratung. Wichtig ist: Kommen Sie ins Handeln, auch wenn es minimal ist.

Was, wenn sich nach einer Veränderung alles verschlechtert?

Diese Angst ist verständlich – aber sie ist auch spekulativ. Stillstand aus Angst vor dem Scheitern führt selten zu Glück. Eine Veränderung kann Risiken bergen, ja. Aber sie birgt vor allem die Chance auf Verbesserung. Wer mutig handelt, gewinnt oft Klarheit und Selbstwirksamkeit – selbst wenn nicht alles sofort gelingt.

Wie erkenne ich, ob ich mich zu sehr an Bequemlichkeit klammere?

Fragen Sie sich ehrlich: Würde ich jemanden, den ich liebe, raten, in meiner Situation zu bleiben? Wenn die Antwort Nein ist, klammern Sie sich wahrscheinlich aus Bequemlichkeit oder Angst an etwas, das Ihnen nicht guttut.


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