Der momentane Zustand ist nur ein Moment eines Entwicklungsprozesses
Viele Menschen kommen mit der Sorge in meine Praxis, dass der momentane Zustand, meist ein belastender oder schmerzhafter, für immer so bleiben wird. Diese Angst kann lähmend sein und den Blick auf mögliche Veränderungen und Entwicklungen versperren. Insofern ist es wichtig zu verstehen, dass das Leben ein kontinuierlicher Entwicklungsprozess ist, in dem jeder Moment eine vorübergehende Phase darstellt. Dabei spielt Mindfulness eine zentrale Rolle
Inhaltsverzeichnis
Das Schiff im Sturm
Stellen Sie sich vor, Sie befinden sich auf einem großen Segelschiff mitten im Ozean. Ein heftiger Sturm hat aufgezogen, die Wellen schlagen hoch, und der Wind peitscht Ihnen die Gischt ins Gesicht. Das Schiff schwankt bedrohlich, und es fühlt sich an, als ob es jeden Moment untergehen könnte. In solchen Momenten fühlt es sich oftmals so an, als ob dieser Sturm niemals enden wird und das Schiff und seine Besatzung nie mehr eine ruhige See erleben werden.
Doch kein Sturm dauert ewig. Irgendwann wird der Wind nachlassen, die Wellen werden sich glätten, und das Schiff wird wieder in ruhigeres Fahrwasser gelangen. Das gilt für Seefahrt genau so, wie für persönliche Krisen. Durch Mindfulness können wir lernen, in diesen Momenten Ruhe zu bewahren und den Prozess zu akzeptieren. Ganz ähnlich, wie es in dieser Geschichte beschrieben ist.
Angst vor Stagnation und Hilflosigkeit
Ähnlich wie das Schiff im Sturm, befinden wir uns in unserem Leben hin und wieder in Phasen, die uns aus dem Gleichgewicht bringen und das Gefühl vermitteln, dass wir keinen Ausweg haben. Diese Phasen können durch verschiedene Lebensereignisse ausgelöst werden – sei es eine Trennung, der Verlust eines geliebten Menschen, eine Krankheit oder berufliche Rückschläge. In solchen Zeiten ist es verständlich, dass wir Angst davor haben, dass der Zustand unveränderlich ist und wir für immer in diesem Gefühl der Hilflosigkeit verharren werden.
Doch LEBEN IST SINUS, ob Sie wollen oder nicht, sie müssen sich darauf einlassen,- und Sie können daran arbeiten, dass Ihre Sinuskurve aufsteigend verläuft.
Diese Angst vor Stagnation wird oft durch die Ungewissheit der Zukunft verstärkt. Menschen neigen dazu, sich auf das Hier und Jetzt zu konzentrieren, insbesondere wenn sie sich in einer Krise befinden. Der gegenwärtige Schmerz und die Schwierigkeiten nehmen die gesamte Aufmerksamkeit in Anspruch, was es schwer macht, an eine mögliche positive Veränderung zu glauben. Hier kann Mindfulness helfen, indem wir den Fokus weg von unseren angstvollen Gedanken und hin zu unserer inneren Stimme, unserem Bauchgefühl lenken. Denn dort finden wir innere Ruhe und Vertrauen, die wir so dringend benötigen.
Die Bedeutung von Prozess und der Entwicklung
Es ist entscheidend, sich daran zu erinnern, dass das Leben aus vielen Momenten besteht, die zusammen einen fortlaufenden Prozess der Entwicklung und Veränderung bilden. Jede Herausforderung, jeder Schmerz und jede Krise sind Teile dieses Prozesses. Wie das Schiff, das nach dem Sturm wieder in ruhigeres Wasser gelangt, haben auch wir die Fähigkeit, nach schwierigen Phasen wieder Stabilität und Frieden zu finden.
In meiner Praxis ermutige ich meine Klienten, die gegenwärtigen Schwierigkeiten als vorübergehende Phasen zu betrachten und sich auf den Prozess der Veränderung zu konzentrieren. Dies bedeutet, sich aktiv mit den eigenen Gefühlen und Gedanken auseinanderzusetzen, Unterstützung zu suchen und Schritte zu unternehmen, um die eigene Situation zu verbessern.
Mindfulness kann dabei helfen, die eigenen Gedanken und Gefühle zu beobachten, ohne sie zu bewerten, und dadurch eine neue Perspektive zu gewinnen.
Praktische Ansätze zur Bewältigung von Krisen
1. Anerkennung der Gefühle: Der erste Schritt ist, die eigenen Gefühle zu erkennen und zu akzeptieren. Es ist normal, sich in Krisenzeiten überfordert, traurig oder ängstlich zu fühlen. Diese Gefühle zu verdrängen oder zu ignorieren, kann den Prozess der Heilung verzögern. Mindfulness fördert die Anerkennung und Akzeptanz der eigenen Emotionen.
2. Suche nach Unterstützung: Niemand muss eine Krise alleine bewältigen. Es kann hilfreich sein, Unterstützung von Freunden, Familie oder professionellen Beratern zu suchen. Diese Menschen können Perspektiven bieten und bei der Suche nach Lösungen helfen. Mindfulness kann dabei unterstützen, offen für Hilfe zu sein und diese anzunehmen.
3. Fokussierung auf kleine Schritte: Große Probleme können überwältigend wirken. Indem man den Fokus auf kleine, machbare Schritte legt, kann man langsam aber sicher Fortschritte machen. Jeder kleine Erfolg kann das Gefühl der Kontrolle und Hoffnung stärken. Mindfulness hilft dabei, sich auf den aktuellen Schritt zu konzentrieren und sich nicht von der Größe des gesamten Problems überwältigen zu lassen.
4. Selbstfürsorge: Sich um sich selbst zu kümmern, ist in Krisenzeiten besonders wichtig. Das kann bedeuten, sich Zeit für Entspannung zu nehmen, gesunde Gewohnheiten zu pflegen und Aktivitäten zu verfolgen, die Freude bereiten. Eine ausgewogene Ernährung, regelmäßige Bewegung und ausreichend Schlaf können dabei helfen, die physische und emotionale Belastbarkeit zu erhöhen. Mindfulness-Praktiken können hierbei unterstützend wirken.
5. Mindfulness und Achtsamkeit: Techniken wie Mindfulness und Meditation können dabei helfen, im Moment zu bleiben und sich nicht von Sorgen über die Zukunft überwältigen zu lassen. Diese Praktiken fördern die Fähigkeit, den gegenwärtigen Moment zu akzeptieren und loszulassen, was nicht kontrolliert werden kann. Regelmäßige Mindfulness-Übungen können dazu beitragen, eine innere Ruhe und Stabilität zu entwickeln, die auch in stürmischen Zeiten trägt.
Der Blick in die Zukunft
Ein weiterer wichtiger Aspekt im Umgang mit Krisen ist die Fähigkeit, den Blick nach vorne zu richten. Stellen Sie sich vor, wie das Leben nach der Krise aussehen könnte. Welche Ziele und Träume haben Sie? Welche positiven Veränderungen könnten aus dieser schwierigen Zeit hervorgehen? Diese Visionen können als Motivationsquelle dienen und helfen, den aktuellen Schmerz zu relativieren. Mindfulness kann helfen, diese Zukunftsvisionen klarer zu sehen und gleichzeitig im Hier und Jetzt präsent zu bleiben.
Beispiele aus der Praxis
Ein ehemaliger Klient erlebte beispielsweise eine schwere berufliche Krise. Er hatte seinen Job verloren und war am Boden zerstört und überzeugt, dass seine Karriere zu Ende sei. Durch unsere Gespräche erkannte er jedoch, dass diese Krise eine Gelegenheit zur Neuausrichtung war. Er nahm sich Zeit, um über seine wahren Interessen und Fähigkeiten nachzudenken, und begann schließlich eine Ausbildung in einem ganz neuen Bereich. Heute ist er in seinem neuen Beruf erfüllt und blickt dankbar auf die Krise zurück, die ihm diesen Weg eröffnet hat. Mindfulness half ihm, die Ruhe zu bewahren und sich auf seine inneren Ressourcen zu besinnen.
Ein anderes Beispiel ist eine frühere Klientin, die nach einer schmerzhaften Trennung den Glauben an eine glückliche Zukunft verloren hatte. Durch die therapeutische Arbeit lernte sie, sich selbst zu schätzen und entdeckte neue Hobbys und soziale Kontakte, die ihr Leben bereicherten. Die Trennung, die zunächst wie das Ende aller Dinge schien, wurde zu einem Startschuss für persönliches Wachstum und neue Lebensfreude. Mindfulness unterstützte sie dabei, ihre Emotionen zu akzeptieren und offen für neue Erfahrungen zu sein.
Fazit
Der momentane Zustand, so schwierig er auch sein mag, ist nur ein Moment in einem fortlaufenden Entwicklungsprozess. Wie das Schiff im Sturm, das nach jeder rauen See wieder in ruhigere Gewässer gelangt, haben auch wir die Fähigkeit, aus Krisen gestärkt hervorzugehen. Indem wir unsere Gefühle anerkennen, Unterstützung suchen, kleine Schritte machen und uns um uns selbst kümmern, können wir den Sturm überstehen und zu neuen Ufern aufbrechen.
Mindfulness ist dabei ein wesentliches Werkzeug, um in schwierigen Zeiten den Fokus auf den gegenwärtigen Moment zu behalten und nicht in Angst und Sorgen über die Zukunft zu versinken. Es ist wichtig, daran zu glauben, dass Veränderungen möglich sind und dass jeder Moment, so dunkel er auch erscheinen mag, nur eine Phase auf einer größeren Reise ist. Mit Geduld, Mut und der Bereitschaft, sich dem Prozess zu öffnen, können wir jeden Sturm überstehen und auf unserem Lebensweg vorankommen.
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