Mauern

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Warum Mauern?


Mauern können eine sehr schützende Funktion haben. Vorausgesetzt, man befindet sich freiwillig in ihrem Inneren. Ist man jedoch Schutz suchend und ausgeschlossen können sie ein unüberwindbares Hindernis darstellen. Mauern können darüberhinaus auch anzeigen, wo „dein“ endet und „mein“ beginnt.

Immaterielle Mauern

Doch Mauern findet man nicht nur in Form von Häusern und Begrenzungen, wir können sie auch in unseren Köpfen und in unseren Herzen errichten und tragen.

Wenn man zum Beispiel dogmatisch darauf beharrt, dass Dinge auf eine – und zwar nur auf diese eine – bestimmte Art und Weise getan werden, dann kann das ganz schön einschränkend sein, da man sich von vornherein die Erfahrung nimmt, das „anders machen“ nicht gleichbedeutend mit „schlecht mache“ ist. Möglicherweise entdeckt man sogar einen Weg, der leichter ist, mehr Freude bereitet, oder oder oder.

in jedem Fall erweitert man seinen Horizont, wenn man sich auf Neues einlässt.

Auch hier, bei den immateriellen Mauern geht es natürlich um Sicherheit: „wenn ich es so mache, wie ich es schon immer gemacht habe, dann weiß ich, dass es funktioniert.“ Ja, doch dann gäbe es konsequenterweise auch keine Häuser, Autos, Computer, iPhones, Flugzeuge und kein elektrisches Licht. Um nur ein paar Beispiele zu nennen, die viele Menschen regelmäßig nutzen.

All das sind Resultate davon, dass Menschen es gewagt haben, anders zu denke und zu handeln.

Wir bilden also unsere Mauern im Kopf auch aus dem Wunsch nach Sicherheit heraus aus.

Und wie sieht es mit Mauern im Herzen aus? Geht es auch hier um Sicherheit?

Ich gehe davon aus, dass so gut wie alle Mauern aus dem Wunsch nach Sicherheit errichtet wurden:

  • Die Mauern unseres Häuschens, um uns vor Sturm, Regen, Frost und Dieben zu schützen.
  • Die Mauern von Gefängnissen, um uns vor gefährlichen Mitmenschen zu schützen.
  • Die Mauern in unserem Kopf, um uns vor Fehlern, Blamage und unangenehmen Situationen zu schützen.
  • Die Mauern in unserem Herzen, um uns vor emotionalen Verletzungen jeglicher Art zu schützen.

Alle Mauern wurden also erst einmal aus einer für uns positiven Absicht heraus errichtet. Aus Gründen der Sicherheit.

Man kann vielleicht sagen, dass ein Gefängnis mit all seinen Wachen und Sicherheitseinrichtungen zu den sichersten Orten zählt. Trotzdem wird sich wahrscheinlich niemand dazu entschließen, freiwillig in ein Gefängnis zu ziehen.

Aber sie sehen: der Grat zwischen „Sicherheit“ und „eingesperrt sein“ ist ein schmaler.

Liebe und Angst

So kann es dann passieren, dass wir eine Mauer in unserem Kopf errichten, weil wir keinen Fehler machen, wenn wir uns auf erprobte Verhaltensweisen berufen. Damit haben wir uns aber nicht unserer Angst gestellt, Fehler zu machen, sondern wir haben ihr mehr Futter gegeben.

In der Regel bleibt es nämlich nicht bei der einen Mauer, sondern die Angst breitet sich aus und schreit nach immer mehr Mauern.
Im Extremfall werden wir dann irgendwann kaum noch das Haus verlassen.

Ähnlich fatal kann es sich entwickeln, wenn wir aus Angst vor emotionaler Verletzung eine Mauer im Herzen errichten. Denn zum einen wird es auch hier nicht bei einer Mauer bleiben und zum anderen ist die „Isolation“, in die wir uns so begeben, vielleicht sogar noch schwerer zu ertragen, als wenn wir unser Haus nicht mehr verlassen. Wir gehen im wahrsten Sinne des Wortes nicht mehr aus uns heraus und leben höchstwahrscheinlich ein mehr oder weniger mechanisches Leben ohne große emotionale Momente.
Alles scheint banal zu sein, weil wir unfähig sind, einen wirklichen Kontakt zu anderen Menschen aufzubauen. Denn wirklicher Kontakt kann nur dann entstehen, wenn Menschen sich mit offenen Herzen begegnen.
Schlimmstenfalls verlieren wir auf diesem Wege auch den Kontakt zu uns selbst, zu unseren Gefühlen, zu unseren Bedürfnissen, zu unseren Wünschen.

Das Bedürfnis nach Sicherheit ist ein elementares und wichtiges. Dennoch sollten wir darauf achten, unserer Angst nicht das Zepter unseres Lebens zu überlassen.

Manchmal gehört ein wenig Überwindung und ein wenig Mut dazu, Dinge einmal anders zu machen, als wir es gewohnt sind und sich anderen Menschen so zu zeigen, wie wir eben sind:  eben auch – und das gilt für alle Menschen – verletzlich

Unsere Verletzlichkeit ist letztlich die Brücke, die wirklichen Kontakt ermöglicht. und diese Brücke führt in zwei Richtungen: nach innen zu uns selbst und nach außen zu anderen Menschen. Und nur, wenn wir unsere Verletzlichkeit akzeptieren, können wir erkennen, dass wir selbst der einzige Mensch sind, der uns wirklich verletzen kann.

Angst baut Mauern, Liebe baut Brücken.

Mauern - Jan Göritz - Heilpraktiker für Psychotherapie, Psychologischer Berater, Psychotherapeut (HeilprG) in Hamburg

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