Wenn Mütter psychisch krank sind
Psychische Erkrankungen sind ein oft stigmatisiertes Thema, insbesondere wenn es um Mütter geht. Die Gesellschaft erwartet von Müttern, dass sie immer stark, liebevoll und fürsorglich sind. Doch was passiert, wenn diese Säulen des Familienlebens selbst unter psychischen Belastungen leiden? In diesem Artikel beleuchten wir die Herausforderungen und die Auswirkungen, die psychische Erkrankungen von Müttern auf die Familie haben können, und beziehen uns dabei auf die Erkenntnisse aus der Sendung „37 Grad: Wenn Mütter psychisch krank sind“.
Inhaltsverzeichnis
Die Sendung „37 Grad: Wenn Mütter psychisch krank sind“
Die ZDF-Sendereihe „37 Grad“ widmet sich regelmäßig gesellschaftlich relevanten Themen. In der Folge „Wenn Mütter psychisch krank sind“ werden die Schicksale von Frauen porträtiert, die unter verschiedenen psychischen Erkrankungen leiden und dennoch versuchen, ihrer Rolle als Mutter gerecht zu werden. Die Dokumentation zeigt eindrücklich, wie schwer es für betroffene Mütter ist, den Alltag zu bewältigen, und wie sehr ihre Kinder darunter leiden können. Diese Perspektive ist wichtig, um das Thema aus dem Schatten zu holen und Verständnis zu schaffen.
Der Alltag mit einer psychisch kranken Mutter
Für Kinder ist die Mutter oft die erste und wichtigste Bezugsperson. Sie gibt Sicherheit, Geborgenheit und Unterstützung. Wenn diese Bezugsperson jedoch selbst psychisch krank ist, kann das für Kinder eine enorme Belastung darstellen. Angst, Verunsicherung und ein Gefühl der Überforderung sind häufig die Folge.
In meiner Praxis habe ich immer wieder Kontakt zu Kindern – häufig Töchtern – die mit einer psychisch kranken Mutter aufgewachsen sind, was damals – 1970er bis 1990er Jahre – meist nicht weiter thematisiert wurde.
Nicht selten höre ich dann davon, dass Töchter, die noch nicht einmal im Teenager-Alter waren, Versorgungsaufgaben, mindestens für ihre meist jüngeren Geschwister, manchmal sogar für die ganz Familie übernehmen mussten.
Aus dieser Überforderung heraus entwickelten sich dann eigene Themen, häufig Angststörungen, weswegen sie eine Therapie bei mir beginnen möchten.
Die Folgen für die Kinder
Kinder psychisch kranker Eltern haben ein höheres Risiko, selbst psychische Erkrankungen zu entwickeln. Studien zeigen, dass sie häufiger an Depressionen, Angststörungen oder anderen psychischen Problemen leiden. Dies liegt unter anderem daran, dass sie oft eine große Last tragen und früh Verantwortung übernehmen müssen. Sie entwickeln häufig ein erhöhtes Verantwortungsbewusstsein und vernachlässigen ihre eigenen Bedürfnisse.
Häufig fühlen sich diese Kinder für das Wohl ihrer Mutter verantwortlich, womit sie jedoch heillos überfordert sind. Die Folge ist häufig, dass diese Kinder das Gespür für die eigenen Bedürfnisse fast völlig abgelegt haben und sich fast ausschließlich in der Versorgerrolle befinden. Entweder für die eigenen Eltern oder für die eigenen Kinder oder sogar für beide.
Unterstützung und Hilfsangebote
Es ist entscheidend, dass Mütter mit psychischen Erkrankungen und ihre Familien Unterstützung erhalten. Es gibt verschiedene Hilfsangebote, die betroffenen Familien helfen können:
- Therapie für die Mutter: Eine psychotherapeutische Behandlung ist oft der erste Schritt. Dabei kann die Mutter lernen, mit ihrer Erkrankung umzugehen und Strategien entwickeln, um den Alltag besser zu bewältigen.
- Familientherapie: In einer Familientherapie können alle Mitglieder der Familie über ihre Probleme sprechen und gemeinsam Lösungen finden. Dies kann helfen, die familiäre Situation zu stabilisieren und das Verständnis füreinander zu fördern.
- Selbsthilfegruppen: Der Austausch mit anderen Betroffenen kann sehr entlastend sein. Selbsthilfegruppen bieten die Möglichkeit, sich über Erfahrungen auszutauschen und sich gegenseitig zu unterstützen.
- Entlastungsangebote für die Kinder: Kinder brauchen Freiräume, in denen sie unbeschwert Kind sein können. Freizeitangebote, Hobbys oder auch therapeutische Angebote speziell für Kinder können hier hilfreich sein.
- Unterstützung im Alltag: Haushaltshilfen oder Betreuungsangebote können Müttern den Alltag erleichtern und ihnen Zeit geben, sich um ihre psychische Gesundheit zu kümmern.
Die Rolle des Umfelds
Das soziale Umfeld spielt eine wesentliche Rolle bei der Unterstützung psychisch kranker Mütter. Freunde, Verwandte und Nachbarn können helfen, indem sie praktische Unterstützung anbieten oder einfach ein offenes Ohr haben. Es ist wichtig, dass das Umfeld Verständnis zeigt und nicht urteilt. Psychische Erkrankungen sind nichts, wofür sich Betroffene schämen sollten.
Ein Beispiel aus meiner Praxis zeigt, wie wichtig das soziale Umfeld sein kann: Frau Lenk, eine Mutter von drei Kindern, erlitt einen Nervenzusammenbruch und musste in eine Klinik. In dieser Zeit sprangen die Großeltern ein, die Nachbarn halfen beim Einkaufen und die Freunde der Kinder organisierten gemeinsame Aktivitäten, um die Kinder zu entlasten. Diese Unterstützung war für die Familie lebenswichtig und half Frau Lenk, sich auf ihre Genesung zu konzentrieren.
Fazit
Psychische Erkrankungen bei Müttern sind ein ernstes Thema, das oft im Verborgenen bleibt. Die Sendung „37 Grad: Wenn Mütter psychisch krank sind“ hat eindrucksvoll gezeigt, wie stark betroffene Mütter und ihre Familien belastet sind. Es ist wichtig, dass wir als Gesellschaft Verständnis und Unterstützung bieten und nicht wegsehen.
Wenn Sie selbst betroffen sind oder jemanden kennen, der Hilfe benötigt, zögern Sie nicht, professionelle Unterstützung zu suchen. Jeder Mensch hat das Recht auf ein gesundes und erfülltes Leben. Und manchmal beginnt der Weg dorthin mit dem ersten Schritt, sich Hilfe zu holen.
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