Ambivalenz – von Entscheidungsdruck zur Zufriedenheit (Teil 1)

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Ambivalenz - Jan Göritz - Heilpraktiker für Psychotherapie, Psychologischer Berater, Psychotherapeut (HeilprG) in Hamburg

Ambivalenz ist wie Appetit haben ohne hungrig zu sein – eine unbefriedigende Situation, die deutlich macht, dass wir manchmal zwei gegensätzliche Zustände gleichzeitig erleben können, was uns verwirrt oder frustriert. Diese innere Zerrissenheit erzeugt Unbehagen, weil wir nicht klar in eine Richtung handeln können. Ambivalenz zwingt uns, mit dieser Unklarheit umzugehen, statt sofortige Lösungen zu finden.

In der Psychotherapie begegnen wir diesem Begriff häufig, besonders wenn es darum geht, innere Konflikte zu bearbeiten und deren Bedeutung zu verstehen.

Einleitung: Die Bedeutung von Ambivalenz im Alltag

Wir Menschen scheinen zunehmend ein Problem damit zu haben, wenn jemand keine fixe Meinung zu einem Thema hat beziehungsweise keine eindeutige Position einnehmen kann oder möchte. Dabei hat meiner Meinung nach ein „sowohl als auch“ nicht nur eine Berechtigung, sondern ist möglicherweise viel natürlicher als der trennende Charakter des „entweder-oder“.

Auch – oder gerade wenn – man seinen Partner liebt, darf man Dinge blöd finden, die er macht und es ist sogar möglich, dass man seinen Partner liebt und gleichzeitig wütend auf ihn ist. Möglicherweise ist gerade diese Ambivalenz dafür verantwortlich, dass nicht jeder Streit direkt in einer Trennung mündet.

Es ist also denkbar, dass gerade das Zulassen und Aushalten von Ambivalenz ein verbindendes Element ist – nicht nur bezüglich Partnerschaften, sondern auch in größeren Kontexten wie Freundeskreisen oder auch auf gesellschaftlicher Ebene.

Aber warum ist es eigentlich so schwer, Ambivalenz zuzulassen? Ist es nur eine Auswirkung unserer Angst vor Fehlern?
Gut – böse, richtig – falsch, Räuber – Gendarm: in unserer Kindheit ist Eindeutigkeit wichtig, damit wir uns gesund entwickeln können. Aber im Laufe unseres Erwachsenwerdens ändert sich das in der Regel:

Erst haben unsere Eltern beispielsweise einen gewissen Heldenstatus, dann kommt die Pubertät mit einer häufig pauschalen Ablehnung von allem, was auch nur annähernd nach „Eltern“ riecht. Schließlich jedoch erkennt man, dass die eigenen Eltern auch nur ganz normale Menschen sind – mit positiven und mit nervigen Seiten. Fast immer findet man aber einen angemessenen Umgang miteinander. Angemessen bedeutet hier, dass man die Eltern nicht für ihre positiven Aspekte vergöttert und nicht für ihre negativen Aspekte hasst, sondern sie für sich im Rahmen der möglichen Grauschattierungen einordnet.

Doch was passiert, wenn wir diese Grauzonen nicht anerkennen? Ein anschauliches Beispiel hierfür sind die gesellschaftlichen Debatten um die Corona-Maßnahmen. Wer sich nicht bedingungslos für die Maßnahmen ausgesprochen hat, lief schnell Gefahr, als „Querdenker“ oder Verschwörungstheoretiker abgestempelt zu werden. Dabei kann jemand durchaus bestimmte Maßnahmen kritisch hinterfragen und gleichzeitig die Notwendigkeit des Schutzes der Bevölkerung anerkennen. Doch in einer Welt, die oft nur Schwarz oder Weiß kennt, bleibt für diese differenzierte Haltung wenig Raum.

Was ist Ambivalenz? Eine Definition

Ambivalenz beschreibt das gleichzeitige Erleben von widersprüchlichen Gefühlen, Gedanken oder Impulsen gegenüber einer Person, einer Situation oder einem Objekt. Es ist dieses paradoxe Gefühl, das uns unter anderem gleichzeitig Liebe und Wut für dieselbe Person empfinden lässt oder uns dazu bringt, einer Entscheidung sowohl mit Vorfreude als auch mit Angst entgegenzusehen. Ambivalenz ist aber kein Zeichen von Unentschlossenheit oder Schwäche, sondern ein ganz normales, menschliches Empfinden, das unsere innere Vielschichtigkeit widerspiegelt.

Das Wort „Ambivalenz“ leitet sich vom Lateinischen „ambi“ (beidseitig) und „valere“ (stark sein, gelten) ab, was im Grunde bedeutet, dass zwei widersprüchliche Kräfte in uns gleichermaßen stark wirken. Anders als oft angenommen, muss Ambivalenz nicht „gelöst“ oder „behoben“ werden. Sie ist vielmehr ein Zustand, der akzeptiert und reflektiert werden sollte, da er uns wertvolle Einblicke in unsere wahren Bedürfnisse und inneren Konflikte geben kann.

In der Psychologie wird Ambivalenz häufig thematisiert, wenn es um innere Konflikte oder Entscheidungsprozesse geht. Ein klassisches Beispiel ist der „Annäherungs-Vermeidungs-Konflikt“, bei dem man sich einerseits nach etwas sehnt, andererseits aber auch Angst vor den Konsequenzen hat. Ein Mensch, der vor einer neuen beruflichen Herausforderung steht, kann beispielsweise sowohl Begeisterung über die Chancen als auch Angst vor dem Scheitern empfinden. Diese widersprüchlichen Emotionen treten gleichzeitig auf und lassen sich nicht immer sofort verändern.

Ambivalenz wird in unserer Gesellschaft jedoch oft als etwas Unangenehmes oder sogar Störendes empfunden. Wir sind es gewohnt, klare Entscheidungen zu treffen und eindeutige Meinungen zu haben. Doch das Leben ist selten so schwarz-weiß, wie wir es gerne hätten. Ambivalenz zeigt uns die Komplexität des Lebens auf, und gerade diese Vielschichtigkeit ist es, die uns menschlich macht. Statt uns durch unsere Ambivalenz verunsichern zu lassen, können wir lernen, sie als wertvolle Quelle für Selbsterkenntnis und Entwicklung zu betrachten.

Ambivalenz in zwischenmenschlichen Beziehungen

Ambivalenz taucht in zwischenmenschlichen Beziehungen immer wieder auf,- egal ob in Partnerschaften, Freundschaften oder innerhalb der Familie. Es ist völlig normal, manchmal gleichzeitig widersprüchliche Gefühle gegenüber einer anderen Person zu empfinden. Beispielsweise liebt man seinen Partner und kann ihn dennoch in manchen Momenten nicht ausstehen. Oder man ist grundsätzlich stolz auf seine Kinder, während man sich hin und wieder über ihr Verhalten ärgert. Diese emotionalen Gegensätze sind keine Anzeichen von Instabilität, sondern vielmehr Ausdruck der Komplexität menschlicher Beziehungen sowie unserer inneren Vielschichtigkeit.

In Partnerschaften zeigt sich Ambivalenz oft dann, wenn Konflikte auftreten. Wahrscheinlich kennt jeder Momente, in denen er wütend auf den Partner ist, den er aber grundsätzlich liebt. Hier wird die Qualität der Ambivalenz deutlich, die uns erlaubt, uns nicht für oder gegen unseren Partner entscheiden zu müssen. Darin liegt ein großes Entspannungspotential, das verhindert, dass aus „du & ich“ ein „ich gegen dich“ wird. Wenn wir akzeptieren und aushalten können, dass positive und negative Gefühle nebeneinander existieren können, wächst nicht nur das Verständnis füreinander, sondern auch die emotionale Stabilität der Beziehung.

Eine Klientin berichtete mir in einer Sitzung von einem Streit mit ihrem Partner, der, ohne es mit ihr abzusprechen, mit einem Freund ein gemeinsames Wochenende in Kopenhagen vereinbart hat. Sie war wütend über sein Verhalten, aber gleichzeitig hatte sie die Fürsorge und Liebe im Blick, die er ansonsten in der Beziehung zeigte. „Es macht mich wahnsinnig wütend, aber ich weiß, dass er es nicht böse meint“, sagte sie. Das half ihr, die Situation differenzierter zu betrachten und nicht nur aus einem Gefühl heraus zu handeln.

Ambivalenz ist unvermeidlich, wenn Menschen aufeinandertreffen. Niemand ist ausschließlich toll und keiner verhält sich nur blöd. Der Versuch, eine „klare Linie“ zu verfolgen, schafft meistens mehr Distanz als Nähe. Denn echte Nähe entsteht häufig dort, wo man nicht nur den anderen in seiner gesamten Widersprüchlichkeit akzeptiert, sondern – und vor allem – sich selbst. Nur wer die eigene Ambivalenz aushält, stärkt seine Beziehungsfähigkeit und verhindert, dass Konflikte zu unüberwindbaren Hindernissen werden.

Die Psychologie der Ambivalenz: Ursachen und Auswirkungen

Wir spüren Ambivalenz in der Regel, wenn in uns widersprüchliche Bedürfnisse oder Werte aufeinandertreffen. Wir Menschen sind komplexe Wesen und haben häufig Wünsche, die sich gegenseitig ausschließen. Etwas, das viele Menschen kennen, ist der Wunsch nach Freiheit und Unabhängigkeit. Gleichzeitig ist aber kaum ein Mensch frei von dem Bedürfnis nach Sicherheit und Geborgenheit. Melden sich beide Seiten gleichzeitig, kann man sich innerlich zerrissen, möglicherweise verunsichert, fühlen. Allerdings können wir gerade in solchen Momenten wichtige Erkenntnisse über uns sammeln, die Dünger für unser inneres Wachstum sein können.

Die Ursachen für Ambivalenz sind vielfältig. Häufig tritt sie auf, wenn Menschen vor wichtigen Entscheidungen stehen oder sich in emotional aufgeladenen Situationen befinden. Ein häufig auftretender Konflikt ist der, der auftritt, wenn man zwischen zwei gleichermaßen guten Möglichkeiten wählen muss: Eine Person hat zwei attraktive Jobangebote vor sich. Der eine Job bietet eine hohe Bezahlung, aber weniger kreative Freiheit, während der andere Arbeitgeber weniger bezahlt, aber extrem spannende Aufgaben bereithält. Beide Optionen haben ihren Reiz, und das macht die Entscheidung so schwierig.

Auf emotionaler Ebene spielt Ambivalenz eine große Rolle, wenn Menschen mit widersprüchlichen Gefühlen konfrontiert werden. Hier zeigt sich, dass Emotionen selten klar voneinander getrennt sind, sondern oft parallel existieren. Diese Widersprüche können zu inneren Konflikten führen, die, wenn sie ignoriert oder unterdrückt werden, zu großen Zerrissenheitsgefühlen führen können, die wiederum mitunter Kurzschlusshandlungen zur Folge haben.

Doch Ambivalenz kann auch positive Auswirkungen haben: Wenn wir sie zulassen können, ermöglicht sie uns, unsere Wünsche und Bedürfnisse mehr zu reflektieren und unsere Werte gegebenenfalls zu überdenken. Denn wenn wir lernen, unsere Ambivalenzen zu akzeptieren, können wir mit widersprüchlichen Gefühlen besser umgehen und bessere und klarere Entscheidungen treffen.

In der Psychotherapie spielt der Umgang mit Ambivalenz eine wichtige Rolle. Oft hilft es, die widersprüchlichen Aspekte eines Problems sichtbar zu machen und dem Klienten zu zeigen, dass beide Seiten – auch wenn sie gegensätzlich erscheinen – einen Platz haben können. Ambivalenz bedeutet nicht Stillstand, sondern ist im Gegenteil häufig ein Zeichen für Wachstum und Veränderung. Wer diesen Zustand aushält und bewusst reflektiert, kann daraus gestärkt und gewachsen hervorgehen.

Ambivalenz und Entscheidungsfindung: muss man sich immer entscheiden?

„Soll ich’s wirklich machen oder lass’ ich’s lieber sein? – Jein“ Fettes Brot brachten es mit „Jein“ auf den Punkt: wenn wir uns zwischen zwei widersprüchlichen Optionen entscheiden müssen, sind wir in einer schwierigen Lage. Aber ist „Jein“ nicht vielleicht tatsächlich manchmal eine Lösung? Muss man sich für A oder B entscheiden? Und ist man automatisch für B, wenn man sich gegen A entscheidet?

Ich denke, wir dürfen auch ein C – sozusagen den für uns goldenen Mittelweg – wählen, der die für uns passenden Aspekte von A und B beinhaltet. Oder wir lassen, falls wirklich eine Entscheidung A oder B gefragt ist, diese in uns reifen. Denn manche Entscheidungen benötigen mitunter tatsächlich Zeit, um in unserem Sinne wirklich gute Entscheidungen zu sein.

Ein Grund, warum wir uns häufig so schnell entscheiden wollen, liegt darin, dass Unsicherheit Stress verursacht. Sobald wir uns für eine Option entschieden haben, scheint der innere Konflikt aufgelöst, und wir fühlen uns ruhiger. Doch oft zeigt sich, dass diese schnellen Entscheidungen stattdessen langfristig unzufrieden machen können, weil wir doch Punkte übersehen oder nicht zu Ende gedacht haben. Akzeptieren wir hingegen unsere Ambivalenz, haben wir die Möglichkeit, uns mit beiden Seiten eines Problems bewusst und unbewusst gründlich auseinanderzusetzen und mehr Klarheit zu gewinnen.

Manchmal ist es aber auch völlig in Ordnung, keine endgültige Entscheidung treffen zu können. Stattdessen können wir uns die Zeit nehmen, beide Seiten eine Weile lang nebeneinander existieren zu lassen. Manche Entscheidungen lassen sich eben nicht anhand rationaler oder logischer Gesichtspunkte treffen, sondern müssen im wahrsten Sinne des Wortes reifen, um dann mit einem inneren „Klick-Moment“ zu signalisieren, dass der Reifungsprozess abgeschlossen ist.

Diese Ambivalenz bewusst zuzulassen, kann also langfristig zu besseren Entscheidungen führen. Es gibt viele Situationen, in denen das „Sowohl-als-auch“ keine Schwäche ist, sondern eine Form der Offenheit, die es uns ermöglicht, mit mehr innerer Ruhe und Offenheit zu agieren. Manchmal reicht es, mit der Unklarheit so lange zu leben, bis der richtige Moment für eine Entscheidung kommt.

„Sowohl als auch“ statt „entweder oder“ 

In einer Welt, die oft klare Entscheidungen und eindeutige Positionen verlangt, wird das „sowohl-als-auch“ oft als Unentschlossenheit oder gar als Schwäche abgetan. Doch gerade hier liegt eine große Stärke: Die Fähigkeit, verschiedene Perspektiven gleichzeitig zuzulassen, ist eine wichtige Voraussetzung für innere Ruhe und einen guten Kontakt zu sich selbst. 

Ein „Entweder-oder“ hingegen fühlt sich häufig so an, als würde einem jemand die Pistole auf die Brust setzen. Es löst Stress aus und kann oft zu starren und vereinfachten Sichtweisen führen, die der Komplexität unseres Lebens nicht gerecht werden. Die Realität ist selten so schwarz-weiß, wie sie manchmal dargestellt wird. Das „sowohl-als-auch“ ermöglicht es uns, differenzierter zu denken, Flexibilität zu bewahren und letztlich zu authentischeren Entscheidungen zu gelangen. Es erfordert Mut, Ambivalenz zuzulassen, aber es ist genau dieser Mut, der uns langfristig stärker macht.

Ein „Sowohl-als-auch“ aufrechtzuerhalten ist allerdings schwierig, da wir innere Konflikte nur schwer aushalten und äußere Einflüsse häufig erheblichen Druck auf uns ausüben. Unsere Gesellschaft hat grundsätzlich die Tendenz, klare Positionen und eindeutige Entscheidungen zu verlangen.

Auch unser Umfeld möchte von uns oft, dass wir eine eindeutige Haltung einnehmen und lässt wenig Raum für Ambivalenz. Dieses Schwarz-Weiß-Denken kann jedoch in den meisten Fällen der Komplexität menschlicher Erfahrungen und Emotionen nicht gerecht werden. Es übersieht die Tatsache, dass viele Situationen und persönliche Empfindungen nuancierter und vielseitiger sind, als es ein einfaches „entweder-oder“ ausdrücken könnte. 

In einer Welt, die mehr und mehr in „schwarz“ und „weiß“ denkt, bleibt das „sowohl-als-auch“ eine schwierige, aber notwendige Haltung zur Wahrung der eigenen Authentizität.

Fazit: Die Kunst, Ambivalenz zu akzeptieren und zu nutzen

Ambivalenz ist also ein unvermeidlicher Bestandteil des Lebens. Sie zeigt sich in unseren Beziehungen, in persönlichen Entscheidungsprozessen und auch in der Gesellschaft. Statt uns durch widersprüchliche Gefühle oder Gedanken verunsichern zu lassen, können wir lernen, Ambivalenz als eine wertvolle Ressource zu betrachten. Das „Sowohl als auch“ bietet uns die Möglichkeit, flexible, differenzierte und vor allem authentische Entscheidungen zu treffen, ohne uns von einem starren „Entweder-oder“-Denken einengen zu lassen.

Indem wir Ambivalenz akzeptieren, schaffen wir Raum für Wachstum und innere Ruhe. Wir erkennen, dass Widersprüche nicht immer sofort gelöst werden müssen und dass Unsicherheiten Teil eines jeden Entscheidungsprozesses sind. Diese Haltung stärkt nicht nur uns selbst, sondern auch unsere Beziehungen und die Gesellschaft, indem sie uns dazu befähigt, Vielfalt anzuerkennen und Komplexität zuzulassen.

Letztlich ist es die Fähigkeit, mit Ambivalenz umzugehen, die uns als Menschen reifen lässt. Es erfordert Mut, innere Konflikte zu akzeptieren, anstatt schnelle Lösungen zu erzwingen. Doch genau dieser Mut führt uns zu tieferem Verständnis, größerer emotionaler Stabilität und einem friedvolleren Miteinander – sowohl mit uns selbst als auch mit anderen.

Teil 2 (Sowohl als auch – bequem zwischen zwei Stühlen sitzen) lesen Sie hier ab dem 02.12.2024

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FAQ

Was meint Ambivalenz?

Ambivalenz beschreibt einen Zustand, in dem eine Person gleichzeitig widersprüchliche Gefühle, Gedanken oder Einstellungen zu einer bestimmten Situation, Person oder Entscheidung hat. Diese innere Zerrissenheit kann zu Verwirrung und Unsicherheit führen, da sowohl positive als auch negative Emotionen gleichzeitig empfunden werden. Ein klassisches Beispiel ist die ambivalente Beziehung zu einem Elternteil, in der man sowohl Liebe als auch Groll empfindet.

In der Psychologie wird Ambivalenz häufig als normales menschliches Erlebnis betrachtet, das in vielen Lebensbereichen vorkommen kann, sei es in Beziehungen, beruflichen Entscheidungen oder persönlichen Zielen. Sie kann sowohl eine Quelle von Kreativität und tiefem Verständnis sein als auch zu emotionalen Schwierigkeiten führen, wenn die betroffene Person Schwierigkeiten hat, eine klare Entscheidung zu treffen oder ihre Gefühle zu ordnen.

Ambivalenz ist auch ein wichtiges Konzept in der Therapie, da sie oft auf ungelöste Konflikte oder innere Widersprüche hinweist. Therapeutische Ansätze können helfen, diese Ambivalenz zu verstehen und aufzulösen, um eine klarere Sicht auf die eigenen Bedürfnisse und Wünsche zu entwickeln.

Was ist ein ambivalenter Mensch?

Ein ambivalenter Mensch zeichnet sich durch das Vorhandensein von widersprüchlichen Gefühlen oder Meinungen gegenüber einer bestimmten Situation, Person oder Entscheidung aus. Diese inneren Konflikte können dazu führen, dass die betroffene Person Schwierigkeiten hat, klare Entscheidungen zu treffen oder sich in sozialen Interaktionen wohlzufühlen. Ambivalenz kann in verschiedenen Lebensbereichen auftreten, sei es in Beziehungen, beruflichen Entscheidungen oder persönlichen Zielen.

Ein Beispiel für Ambivalenz ist, wenn jemand sowohl große Freude als auch Angst vor einer bevorstehenden Veränderung empfindet, wie etwa einem Umzug oder einem neuen Job. Diese gemischten Gefühle können zu innerer Unruhe führen und die Entscheidungsfindung erschweren. 

Ambivalente Menschen sind oft sehr reflektiert und neigen dazu, verschiedene Perspektiven zu berücksichtigen, was sowohl Vor- als auch Nachteile mit sich bringen kann. Während diese Fähigkeit zur Reflexion in bestimmten Situationen hilfreich sein kann, kann sie auch zu einer lähmenden Unsicherheit führen. Der Umgang mit Ambivalenz erfordert oft eine bewusste Auseinandersetzung mit den eigenen Gefühlen und eine Akzeptanz der Komplexität menschlicher Emotionen.

Was ist ein anderes Wort für Ambivalenz?

Ein anderes Wort für Ambivalenz ist „Zweideutigkeit“. Dieser Begriff beschreibt das Vorhandensein von widersprüchlichen Gefühlen oder Haltungen gegenüber einer Person, Situation oder einem Objekt. Oftmals führt Zweideutigkeit dazu, dass Menschen in ihren Entscheidungen unsicher sind, da sie sowohl positive als auch negative Aspekte wahrnehmen. Ein Beispiel dafür könnte eine Beziehung sein, in der jemand sowohl Liebe als auch Frustration empfindet. 

Ein weiteres Synonym könnte „Unentschlossenheit“ sein, das die Schwierigkeit widerspiegelt, sich für eine bestimmte Richtung oder Entscheidung zu entscheiden, weil man sich der unterschiedlichen Gefühle und Gedanken bewusst ist. 

Zweideutigkeit kann auch in der Kommunikation vorkommen, wenn Aussagen mehrere Interpretationen zulassen oder wenn die Absichten einer Person unklar sind. Diese emotionalen und psychologischen Facetten der Ambivalenz sind in vielen Lebensbereichen relevant, sei es in zwischenmenschlichen Beziehungen, in der Politik oder im beruflichen Kontext. Das Verständnis von Zweideutigkeit kann helfen, komplexe emotionale Zustände besser zu erfassen und zu navigieren.

Ist Ambivalenz ein Gefühl?

Ambivalenz ist kein Gefühl im klassischen Sinne, sondern vielmehr ein Zustand, der aus der gleichzeitigen Existenz widersprüchlicher Emotionen oder Gedanken entsteht. Menschen erleben Ambivalenz, wenn sie sowohl positive als auch negative Gefühle gegenüber einer Person, einer Situation oder einer Entscheidung empfinden. Dieser Zustand kann beispielsweise in Beziehungen auftreten, wenn jemand sowohl Liebe als auch Frustration für den Partner empfindet.

Ambivalenz kann auch in Entscheidungsprozessen auftreten, wenn jemand zwischen zwei Optionen hin- und hergerissen ist und sowohl Vor- als auch Nachteile sieht. Dies führt oft zu inneren Konflikten und kann Stress oder Unsicherheit hervorrufen. Es ist wichtig, Ambivalenz als Teil des menschlichen Erlebens zu akzeptieren, da sie häufig auf komplexe Lebenssituationen hinweist.

Die Auseinandersetzung mit ambivalenten Gefühlen kann dazu beitragen, mehr Klarheit über die eigenen Wünsche und Bedürfnisse zu gewinnen. In der Psychotherapie wird Ambivalenz oft thematisiert, um Klienten zu helfen, ihre inneren Konflikte zu verstehen und Lösungen zu finden. Es ist ein natürlicher Bestandteil des Lebens, der uns dazu anregt, tiefere Einsichten über uns selbst zu gewinnen.


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