Wenn man viel mit Menschen arbeitet, dann beginnt man, bestimmte Muster in der Kommunikation zu erkennen.
Einige Menschen sind immer sehr sachlich, andere immer auf Krawall gebürstet und für wieder andere ist immer „alles gut“.
Auch Virginia Satir hat solche Beobachtungen gemacht und vier Kommunikationstypen herausgearbeitet.
Inhaltsverzeichnis
Wer war Virginia Satir?
Virginia Satir war eine bekannte amerikanische Familientherapeutin, die durch ihre bahnbrechende Arbeit in der systemischen Familientherapie berühmt wurde. Ihre Theorien und Methoden haben einen tiefgreifenden Einfluss auf die Psychotherapie und die Art und Weise, wie wir Kommunikationsstile in Beziehungen verstehen. In diesem Artikel werde ich den Fokus auf einen wichtigen Aspekt von Satirs Werk legen: die verschiedenen Kommunikationstypen, die sie identifiziert hat. Diese Typen, auch als Kommunikationsstile bekannt, helfen uns, unsere Interaktionen mit anderen besser zu verstehen und effektivere Kommunikation in unseren Beziehungen zu fördern.
Beispiele
- Ein ehemaliger Klient erzählte mir schon im Vorgespräch von den Schwierigkeiten in seiner Ehe. Seine Frau würde den Haushalt vernachlässigen und generell faul sein.
Er war der Ansicht, das wäre die Ursache für ihre Beziehungsprobleme und damit dafür, dass es ihm schlecht geht.
Es handelt sich in diesem Beispiel also um einen Mann, der seine Verantwortung für das Gelingen einer Beziehung – und unterm Strich für sein Leben – nicht angenommen hat.
Aus der Opferhaltung heraus fand er immer Möglichkeiten, mit dem Finger auf andere zu zeigen, und ihnen die Schuld für sein Leid zu geben.
- Eine andere Klientin ist nicht nur dreifache Mutter und schmeißt zu Hause den Haushalt, weil der Mann im Außendienst arbeitet, zudem kommt auch noch die Pflege ihrer kranken Mutter.
Sie ignoriert ihre eigenen Bedürfnisse fast immer, denn es ist immer etwas wichtiger.
Sie hat sich bei mir gemeldet, weil sie bemerkt, dass sie zunehmend erschöpft ist und Angst hat, ihre Rollen als perfekte Mutter, perfekte Hausfrau und perfekte Tochter nicht mehr ausfüllen zu können.
Auf meine Frage, was denn mit ihren eigenen Wünschen sei, schaut sie mich mit großen Augen an. „Ach Herr Göritz, meine Wünsche haben noch nie eine Rolle gespielt. Wenn es den anderen gut geht, dann bin ich zufrieden.“
Diese Frau opfert sich für andere auf und geht dabei ein ums andere Mal über ihre eigenen Grenzen. Gleichzeitig missachtet sie ihre eigenen Bedürfnisse und Wünsche, so dass sie kaum Möglichkeiten hat, Kraft zu tanken.
Vielleicht denken Sie jetzt an Herrn X oder Frau Y?
Genauso ging es Virginia Satir auch und sie hat nach und nach die folgenden vier Kommunikationstypen herausgearbeitet:
Die vier Kommunikationstypen
Folgende vier Kommunikationstypen, die Satire auch als „Überlebenspositionen“ bezeichnete, hat sie erarbeitet:
- Beschuldiger
- Beschwichtiger
- Ablenker
- Rationalisierer
Können Sie die beiden Menschen aus den Beispielen schon einem der vier Kommunikationstypen zuordnen? Die Auflösung folgt am Ende des Artikels.
Der Beschuldiger
Beschuldiger neigen dazu, andere zu kritisieren, zu kontrollieren und zu dominieren. Das sind die Mechanismen, mit denen sie die Schuld für Probleme und Unstimmigkeiten anderen Menschen zuschiebt.
In Beziehungen kann dieser Stil dazu führen, dass die betroffene Person ihre Partner oder Familienmitglieder ständig kritisiert und ihnen Vorwürfe macht.
Der Beschuldiger verwendet oft aggressive Kommunikationsmittel wie eine laute Stimme, eine einschüchternde Körpersprache und direkte Angriffe auf das Selbstwertgefühl anderer. Die anderen Familienmitglieder oder Partner können sich in der Gegenwart eines Beschuldigers ängstlich, unwohl oder eingeschüchtert fühlen.
Der Beschwichtiger
Der Beschwichtiger steht dem Beschuldiger diametral gegenüber.
Wo der Beschuldiger andere kritisiert, sucht der Beschwichtiger ruhe und Frieden.
Eigene Bedürfnisse und Wünsche werden zurückgestellt – bis zur Selbstaufgabe.
Hauptsache er gefällt anderen, und die Harmonie ist gewahrt.
In Beziehungen neigen Beschwichtiger dazu, die Bedürfnisse und Wünsche ihrer Partner oder Familienmitglieder über ihre eigenen zu stellen, auch wenn dies zu ihrem eigenen Nachteil ist. Sie verwenden oft passive Kommunikationsmittel wie leise Stimme, zurückhaltende Körpersprache und indirekte Bitten oder Wünsche.
Der Ablenker
Der Ablenker versucht – wie der Name schon sagt – von Problemen und Konflikten abzulenken.
Er nutzt dafür beispielsweise Witze oder überraschende Aktionen. Hauptsache ist, das ist die Konfliktthema wird umgangen.
In Beziehungen kann der Ablenker als unzuverlässig oder unbeständig wahrgenommen werden, da er oder sie nicht in der Lage ist, sich ernsthaft mit Problemen auseinanderzusetzen oder Verantwortung für die Lösung von Konflikten zu übernehmen. Der Ablenker verwendet oft humorvolle, unvorhersehbare und unzusammenhängende Kommunikationsmittel, die es schwierig machen, das Gespräch auf das eigentliche Problem zu fokussieren.
Der Rationalisierer
Der Rationalisierer hingegen versucht, Probleme und Konflikte durch Argumentation und Logik zu lösen.
Er neigt dazu, seine Emotionen zu unterdrücken. Vernunft und Intellekt sind die Werkzeuge, mit denen er sich auskennt, die er steuern kann und auf die er sich verlässt.
In Beziehungen kann dieser Kommunikationsstil dazu führen, dass die betroffene Person eher kalt und distanziert wirkt und wenig Raum für emotionale Nähe und Intimität lässt.
Der Rationalisierer verwendet oft sachliche, objektive Sprache und präsentiert Argumente in einer strukturierten, logischen Weise. Dieser Kommunikationsstil kann für andere Personen in der Beziehung frustrierend sein, da sie das Gefühl haben, dass ihre Emotionen und Gefühle nicht ernst genommen oder ignoriert werden.
Gesunde Kommunikation
Virginia Satir betonte die Wichtigkeit von gesunder Kommunikation in Beziehungen und ermutigte Menschen, sich ihrer eigenen Kommunikationsstile bewusst zu werden und daran zu arbeiten, offene, ehrliche und empathische Kommunikationsfähigkeiten zu entwickeln. Gesunde Kommunikation bedeutet, dass alle Parteien in der Beziehung ihre Gedanken, Gefühle und Bedürfnisse klar und direkt ausdrücken können, ohne Angst vor Ablehnung oder Kritik zu haben.
Um gesunde Kommunikation in einer Beziehung zu fördern, ist es hilfreich, die oben genannten Kommunikationsstile und deren Auswirkungen auf die Beziehung zu erkennen.
Denn erst, wenn wir uns unserer eigenen Art und Weise der Kommunikation bewusst sind, können wir uns bemühen, ungesunde Verhaltensweisen abzulegen und durch gesündere Kommunikationstechniken zu ersetzen. Aktives Zuhören, Empathie und konstruktive Kritik sind einige der wichtigsten Fähigkeiten, mit der die Qualität einer Beziehung positiv beeinflusst werden kann.
Auflösung:
Welche Kommunikationstypen wurden in den Beispielen gezeigt?
Beim Herrn in Beispiel 1 handelt es sich um einen Beschuldiger
Die Dame im 2. Beispiel ist eine Beschwichtigerin.
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