Resonanz

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Resonanz

„Das kann ich nicht annehmen.“
„So sehe ich mich überhaupt nicht.“
„Ich weiß gar nicht, wo ich das hintun soll.“
Diese drei Sätze sind allesamt Antworten auf Komplimente.
Alle drei Sätze negieren diese Komplimente.
In allen drei Fällen fehlt die innere Resonanz zum erhaltenen positiven Feedback.

Was ist Resonanz?

Resonanz lässt sich am besten so erklären:


Stellen Sie sich vor, dass in einem Raum ein Klavier und eine Akustik-Gitarre in einem Gitarrenständer stehen. Beide Instrumente sind gestimmt.
Spielt man jetzt auf dem Klavier eine Note an, die als Saite auf der Gitarre zu finden ist (E – A – D – G – H -E), so wird die entsprechenden Saite auf der Gitarre durch die vom Klavier ausgehenden Schallwellen in Schwingung versetzt.
Auf uns Menschen übertragen könnte man sagen, dass uns ein äußerer Reiz erreicht oder berührt. Das kann eine Filmszene sein, ein Lied oder ein Kompliment. Das ist allerdings nur möglich, wenn diese „Saite“ in uns vorhanden und richtig gestimmt ist.
Wenn sich jemand unattraktiv fühlt und bekommt Feedback für sein gutes Aussehen, so wird dieses relativ wirkungslos verpuffen.

Abwehr des Guten 

Viele Menschen scheinen – um im Bild zu bleiben – recht stark verstimmt zu sein. Jeder Missklang resoniert, gleichzeitig läuft jedoch jede Harmonie ins Leere.
Wir wehren das, was uns eigentlich gut tut ab, allein deswegen, weil in uns keine oder zu wenig Resonanz dazu besteht. Ich denke, „zu wenig“ trifft es in den meisten Fällen besser, denn wenn ich in meinen Sitzungen nachfrage, stimmt mir fast jeder Klient zu, dass es in ihm doch einen kleinen Teil gibt, der sich über Komplimente freut. Auch wenn die Gesamtpersönlichkeit dieses noch nicht annehmen kann.
Durch eine pauschale Abwehr von positivem Feedback bekommt dieser kleine Teil jedoch keine Nahrung und kann entsprechend auch nicht wachsen.
Die Grundlage dafür, mit welcher Art Feedback wir leicht in Resonanz gehen, wird in der Kindheit gelegt. Dies geschieht häufig parallel zum Ausbilden unserer Glaubenssätze. 
Wir erfahren direkt, also durch Botschaften, die beispielsweise mit „du bist…“ beginnen oder indirekt über das Verhalten unserer Eltern und Geschwister, wie wir vermeintlich sind. Und darüberhinaus bildet sich in uns eine Vorstellung davon, wie wir nach Meinung unserer Eltern sein sollten. Da wir in unserer Kindheit auf Gedeih und Verderb von unseren Eltern abhängig sind, setzen wir natürlich alles daran, dieses Bild zu erfüllen, um ihnen bestmöglich zu gefallen: „Entweder du entsprichst unseren Vorstellungen oder wir lieben Dich nicht“ – so lässt sich das Gefühl des Kindes vielleicht in Worte fassen.
Kurz gesagt wirkt im Unbewussten des Kindes eine enorme Existenzangst. Denn seine Existenz ist abhängig vom Wohlwollen der Familie und der Versorgung durch die Eltern.

Der eigene Maßstab

Resonanz - Selbst- und Fremdwahrnehmung - Jan Göritz - Heilpraktiker für Psychotherapie und Psychologischer Berater in Hamburg

Eine Tatsache muss beim Thema „Abwehr des Guten“ noch Erwähnung finden:
Dadurch, dass wir 24/7 mit uns selbst zusammen sind, verlieren wir mitunter das Gefühl dafür, in welchen Punkten wir von der Norm abweichen. Wir sind ja für uns „normal“, wie wir sind. Im Zweifel lassen wir aber negatives Feedback eher umhinterfragt zu als positives.
Ein Grund hierfür ist sicherlich der, dass wir mit der Zeit eine Art Betriebsblindheit entwickeln und es ja für uns auch normal ist, dieses oder jenes gut zu können. Wir dürfen uns aber von Zeit zu Zeit bewusst machen, dass es in der objektiven Betrachtung trotzdem etwas besonderes darstellt.
Ein anderer Grund ist häufig dieser: Sei kein Angeber!
Scheinbar ist es vielen Eltern wichtig, dass ihre Kinder nicht auffallen,- leider schließt das auch alle Aspekte mit ein, auf die Kinder stolz sein und darüber ein Gefühl für die eigenen Stärken entwickeln könnten.
In unterschiedlichen Variationen begegnet mir der Satz „ich bin doch kein Angeber“ regelmäßig in meiner Arbeit, wenn ich meine Klienten darauf aufmerksam mache, in welchen Punkten sie positiv herausragen.


Hier ein grafisches Beispiel, das verdeutlicht, wie eklatant Selbst- und Fremdwahrnehmung häufig voneinander abweichen:

Wie sieht Ihr persönliches Diagramm aus? Wo stellen Sie Ihr Licht unter den Scheffel? Bezüglich welcher Fähigkeiten oder Eigenschaften neigen Sie dazu, positives Feedback zu relativieren?

Wieder in Stimmung kommen

Was lässt sich dagegen tun, dass dieser Teil in uns, der sich heimlich über Zuspruch und positive Rückmeldung freut – möglicherweise unser Selbstwertgefühl – so klein und ohne Nahrung bleibt? Wie können wir uns wieder so stimmen, dass wir in Harmonie, mit uns selbst und mit anderen, leben können?
Ein guter erster Schritt ist, sich anzugewöhnen, als einzige Reaktion auf Komplimente „danke“ zu sagen. Selbst, wenn Sie es in dem Moment noch nicht fühlen sollten, so beenden Sie mit diesem einen Wort die oben beschriebene Abwehr des Guten und setzen einen Prozess in Gang, der Ihre innere Stimmung, Ihre Harmonie nach und nach wieder herstellt.
Sie signalisieren sich selbst, dass zumindest die Möglichkeit besteht, diese positive Rückmeldung verdient zu haben. Damit beeinflussen Sie Ihr Selbstwertgefühl positiv, so dass dieses allmählich wachsen darf. Und je größer Ihr Selbstwert ist, desto selbstverständlicher können Sie Komplimente annehmen. So entsteht mit der Zeit ein Selbstbild, das Stärken und Schwächen ganz selbstverständlich beinhaltet und Sie werden nicht mehr das Gefühl haben, eine der beiden Seiten vor sich oder anderen verstecken zu müssen. Sie sind im Einklang und in Harmonie mit sich selbst.

Resonanz - Jan Göritz - Heilpraktiker für Psychotherapie und Psychologischer Berater in Hamburg
Bild von William Iven auf Pixabay

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