Blödes Verhalten kann uns überall begegnen
Es kommt immer wieder vor, dass mir Menschen gegenüber sitzen, die sich in einer unglücklichen Partnerschaft oder einem Arbeitsverhältnis, das ihnen nicht gut tut, befinden. Die Ursache hierfür ist häufig ein dauerhaftes oder immer wiederkehrendes blödes Verhalten auf der anderen Seite.
Zu dem Zeitpunkt, an dem sie sich an mich wenden, haben die Menschen natürlich dieses Verhalten schon eine Zeit lang ausgehalten und selber probiert, die Situation für sich zu verbessern.
Inhaltsverzeichnis
Grundsätzlich vereint diese Menschen die Idee, dass sie selbst für die aktuelle Situation und deren zukünftige Gestaltung die Verantwortung tragen:
„Es liegt an mir, wenn
- der Partner mir gegenüber immer schlecht gelaunt ist, während er mit anderen Menschen viel Spaß haben kann.“
- der Chef mich als einzigen schlecht behandelt, die anderen Kollegen hingegen fast freundschaftlich behandelt.“
- die Eltern meine Geschwister bevorzugen und sich bei mir nur melden, wenn es darum geht, eine unangenehme Aufgabe zu erledigen.“
Dies sind alles Situationen, die mir im Laufe der Jahre nicht nur einmal begegnet sind. Alle Klienten, die mir solche oder ähnliche Thematiken schilderten, hatten in ihrem Selbstbild etwas verankert, das ihnen suggerierte, sie seien nicht okay, wie sie sind.
Blödes Verhalten und das eigene Selbstbild
Wenn Menschen mit solch einer desaströsen Idee von sich aufgewachsen sind, dann haben sie häufig nicht nur verinnerlicht, dass sie nicht okay sind, sondern auch, dass sie ihr vermeintlich defizitäres Sein durch besonders gute Handlungen ausgleichen können.
Sie haben also immer gelernt, dass nicht sie, sondern ihre Handlungen verantwortlich dafür sind, wie ihr Verhältnis mit anderen Menschen ist. So ist die Gefahr groß, einem Denken zu verfallen, das sagt, dass man sich nur noch „mehr anstrengen“* müsse, damit die Beziehungen zu anderen Menschen funktionieren.
*„Ich muss mich noch mehr anstrengen“ ist übrigens ein Gedanke, der häufig bei Partnern von Narzissten auftaucht.
So kommt es, dass sich das Gefühl für die eigenen Grenzen niemals richtig entwickeln kann. Es sei denn, man entscheidet sich, bewusst daran zu arbeiten.
Das halte ich für dringend notwendig, möchte man ein zufriedenstellendes Sozialleben führen.
Es wird sich ansonsten früher oder später das Gefühl einstellen, dass sich niemand wirklich für einen interessiert. Da man nach außen immer gut gelaunt sein muss, erkennt auch kein anderer Mensch on sich aus, wann eine Grenze erreicht oder sogar überschritten ist.
DBDDHKP – beziehungsweise BVIUBBVHARGNMMZT
Wenn man sich in einer Situation befindet, in der der Partner, der Chef oder ein Freund immer wieder die gleichen unangenehmen oder blöden Verhaltensweisen zeigt, dann sollten Sie in Betracht ziehen, dass dieser Mensch ganz einfach blöde und unangenehme Verhaltensweisen hat. Und das hat mit Ihnen rein gar nichts zu tun.
Gemäß der alten Kinder-Weisheit „dumm bleibt dumm, da helfen keine Pillen“ kann man hier vielleicht sagen „blödes Verhalten ist und bleibt blödes Verhalten, hat aber rein gar nichts mit mir zu tun“.
Vielleicht möchten Sie jetzt widersprechen, weil das Verhalten des anderen nicht isoliert betrachtet werden kann.
Das ist richtig, man sollte aber zwei Dinge nicht miteinander vermischen:
- Der andere ist mit dem, was Sie tun, nicht einverstanden
- Seine Reaktion darauf ist verletzend und übergriffig.
Niemand muss und wird alles gut finden, was Sie tun. Das ist normal und auch Sie finden beim Partner, bei Freunden oder Kollegen nicht immer alles toll.
Aber es kommt darauf an, wie es kommuniziert wird.
Und wenn Sie das Gefühl haben, es behandelt Sie jemand wie Dreck, ist unhöflich, übergriffig oder respektlos, dann hat es nichts mit Ihnen als Mensch zu tun. Rufen Sie sich in solchen Momenten sofort DBDDHKP ins Gedächtnis. Beziehungsweise BVIUBBVHARGNMMZT. Oder etwas ganz anderes.
Was genau ist fast egal – wichtig ist nur, dass Sie etwas Griffiges abspeichern und schnell abrufen können, wenn Sie es brauchen.
Und dieser Teil braucht in solchen Momenten einen griffigen Reminder, eine knackige Erinnerung daran, dass „klein sein“ ein Zustand ist, der schon lange vorbei ist und nicht reaktiviert werden sollte.
Ob Sie hier als Anker eine mehr oder weniger sperrige Buchstabenkombination wie die obige nehmen, die sich aber vielleicht gerade ob ihrer Sperrigkeit besonders gut verankert, einen Gegenstand, den Sie stets bei sich tragen oder eine Farbe, die Sie sich schnell vor Augen holen können, ist tatsächlich nebensächlich.
Hauptsache ist, Sie finden eine Anker, der Ihnen dann, wenn Sie es brauchen, schnell und zuverlässig signalisiert, dass Sie groß und erwachsen sind und keine Verantwortung dafür tragen, dass Ihr Gegenüber nicht weiß, wie man sich benimmt.
Und mit jeder abgewehrten Situation dieser Art wächst der kleine Teil in Ihnen. Bis er irgendwann eine stabile Größe hat und es dann keine Frage mehr ist, bei wem das falsche Verhalten liegt.
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