Übernommene Werte und eigene Überzeugungen

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Werte & Wertehierarchie - Jan Göritz - Heilpraktiker für Psychotherapie, Psychologischer Berater, Psychotherapeut (HeilprG) in Hamburg

Werte sind das unsichtbare Fundament für unser Leben und unsere Karriere.
In einer Welt, die von rasantem Wandel und vielfältigen Normen geprägt ist, stellt sich die Frage: Welche Werte bestimmen Ihr Denken und Handeln? Und: welche Anti-Werte sorgen dafür, dass Sie bestimmte Verhaltensweisen auf keinen Fall in Ihr Portfolio aufnehmen?

Einleitung: Die Bedeutung von Werten in unserem Leben

Werte sind die unsichtbaren Richtlinien, die unser Denken und Handeln prägen, oft, ohne dass wir es bewusst wahrnehmen. Sie beeinflussen unser gesamtes Leben: wie wir Entscheidungen treffen, mit anderen interagieren und auf Herausforderungen reagieren. 

Man spricht nicht umsonst vom Wertekompass, denn genau das stellen unsere Werte und Anti-Werte dar: die Grundlage für automatisiertes Verhalten in unserem Sinne. Es ist vielleicht vergleichbar damit, dass viele Menschen nach einer gewissen Zeit nicht mehr über die Abläufe beim Autofahren nachdenken müssen. Kupplung, Gas, Bremse, 1. Gang und Rückwärtsgang – es ist alles automatisiert.

Genau so müssen Sie wahrscheinlich auch nicht darüber nachdenken, ob Sie Ihr Kind schlagen, den Hund quälen oder eine Bank überfallen. Diese Verhaltensweisen kommen in Ihrem Verhaltensportfolio einfach nicht vor. Vermutlich, weil Werte wie Respekt oder Liebe in Ihrer Wertehierarchie im oberen Bereich angesiedelt sind.

So geben auch andere Werte unserem Leben Sinn und Richtung. EhrlichkeitFreiheitFamilie und auch persönliches Wachstum dürften hier relativ weitverbreitet sein.

Ohne eine klare Vorstellung von unseren Werten laufen wir Gefahr, uns von äußeren Einflüssen treiben zu lassen und den Kontakt zu uns selbst zu verlieren. Werte zu erkennen und ihnen treu zu bleiben, ist entscheidend, um ein authentisches und erfülltes Leben zu führen.

Übernommene Werte: Woher stammen sie?

„Meine Mutter hat mir immer gepredigt, dass es wichtig ist, keinen Mann zu dicht an sich ranzulassen. ‘Dann wirst du vom Mann abhängig und kannst den Rest deines Lebens nur noch mitlaufen.’“ Das erzählte mir vor einiger Zeit eine Klientin, die, abgesehen vom partnerschaftlichen Bereich, ein wirklich gutes Leben führt und auch genießt. Sie ist eine gut dotierte Vertrieblerin, hat eine schöne Wohnung und macht tolle Urlaube. Nur in Bezug auf eine Partnerschaft steht sie mit leeren Händen da.

Es gibt immer wieder Ansätze von Beziehungen, aber auch immer wieder den Punkt, an dem sie es – für die Männer aus heiterem Himmel – beendet.

„Es wird mir dann unheimlich, wenn ich merke, dass die schützende Distanz dahinschmilzt. Und das Merkwürdige ist: gleichzeitig wünsche ich mir genau das: eine wirklich nahe und intensive Partnerschaft. Es fühlt sich irgendwie an, als würde in mir ein Kampf stattfinden.“

Und genau das passierte in diesem Fall: der Wert „Unabhängigkeit“, den die Mutter auf die Tochter übertragen hat, kämpfte mit dem Wert „Partnerschaft“, welcher ein wichtiger Wert auf dem Wertekompass der Klientin war.

Die Wurzeln übernommener Werte finden sich also oft in unserem Umfeld, sei es Familie, Freundschaften oder gesellschaftliche Normen. Und wenn wir uns über die Hintergründe unserer Entscheidungen keine Klarheit verschaffen, riskieren wir, dass wir vielleicht ein materiell gutes Leben führen und gleichzeitig weder das Gefühl haben, dass es unser Leben ist noch Erfüllung oder Zufriedenheit finden. 

Experten betonen, dass viele dieser Werte unbewusst übernommen werden und dabei die ethischen Grundlagen unserer eigenen Überzeugungen formen. Gerade deswegen ist es ausgesprochen wichtig, sich zu fragen, inwieweit diese übernommenen Werte mit Ihren persönlichen Überzeugungen übereinstimmen. 

Eigene Überzeugungen: Der Weg zur Selbstfindung

„Muss ich wirklich Angst haben, dass eine Partnerschaft dazu führt, dass ich mein Leben aufgeben muss oder ist das lediglich eine Wahrheit aus der Erlebniswelt meiner Mutter?“ war für die oben erwähnte Klientin eine wichtige Frage. Denn sie hat zu der Erkenntnis geführt, dass ihre Kompetenzen, die für ihren Erfolg im Beruf mitverantwortlich sind, ihr auch in puncto Partnerschaft weiterhelfen könnten: Kommunikationsvermögen, Intelligenz, Abgrenzungsfähigkeit und Empathie sind in jedem Fall gute Grundlagen für eine erfüllende Partnerschaft. Kompetenzen, über die ihre Mutter zwar vielleicht verfügte, sich aber noch viel stärker mit der traditionellen Beziehungsgestaltung arrangiert hat.

Eigene Überzeugungen zu erkennen und zu hinterfragen, ist ein zentraler Schritt auf dem Weg zur Selbstfindung. Denn nur allzu oft übernehmen wir – wie die oben erwähnte Klientin – Glaubenssätze von unserer Familie, der Gesellschaft und unserem direkten sozialen Umfeld. Das geschieht zwar unbewusst, wirkt dadurch aber häufig umso stärker.

Diese übernommenen Überzeugungen können uns in unserer Entwicklung blockieren, wenn wir nicht hinterfragen, ob sie noch zu uns passen oder überhaupt jemals wirklich gepasst haben. Wenn wir uns bewusst machen, nach welchen Werten und Überzeugungen wir eigentlich leben, welche uns guttun und stärken und welche wir am besten schnell ablegen oder verändern sollten, dann haben wir den Weg der Selbstfindung eingeschlagen.

So gewinnen wir nach und nach Klarheit darüber, wer wir in unserem tiefsten Inneren wirklich sind und welches unser individueller Platz im Leben ist. Stellen Sie sich ein Puzzle vor, dessen Motiv Ihnen unbekannt ist. Nach und nach finden die einzelnen Teile dieses Puzzles ihren jeweiligen Platz und es ergibt sich ein Bild. Und je klarer das Bild wird, desto schneller finden Sie die passenden Puzzlestücke. Genau so verhält es sich mit unserem inneren Puzzle auch.

Der Einfluss von Familie und Gesellschaft auf Ihre Werte

Der Einfluss der Gesellschaft und vor allem der Familie auf unsere Werte ist immens groß. Besonders in der frühen Kindheit prägen uns unsere Eltern stark, da wir nicht nur viel Zeit mit ihnen verbringen, sondern auch ihre Einstellungen und Sichtweisen unbewusst übernehmen.

Stellen Sie sich vor, Ihr Vater schimpft täglich über „diese bescheuerten Goldkettchenträger“ und diffamiert wohlhabende Menschen auf verschiedene Arten. Gleichzeitig freuen Sie sich jedoch jedes Mal, wenn Ihre Oma Ihnen etwas Geld zusteckt. Können Sie sich vorstellen, dass hier ein Wertekonflikt entsteht?

Ein ehemaliger Klient erlebte genau das. Obwohl er als Erwachsener gut verdiente, schaffte er es nicht, langfristig Geld zu sparen. Es war, als gäbe es in ihm einen inneren Mechanismus, der sich ab einer bestimmten Summe einschaltete. Plötzlich „brauchte“ er dringend ein neues Telefon, neue Klamotten oder einen Urlaub. Jedes Mal fand er eine rationale Erklärung: Das alte Handy sei zu langsam, die Küchenmaschine würde Zeit sparen, die Möbel passten einfach nicht mehr.

Erst als er begann, sein Verhalten ernsthaft zu hinterfragen, erkannte er, dass viele dieser „guten Gründe“ einer kritischen Überprüfung nicht standhielten. Es wurde ihm klar, dass in diesen Momenten oft sein inneres Kind – der kleine Junge, der die abwertenden Sprüche seines Vaters gehört hatte – die Kontrolle übernahm.

Genauso wirken auch gesellschaftliche Normen auf uns. Obwohl wir glauben, resistenter gegenüber äußeren Einflüssen zu sein, übernehmen wir oft unbewusst Erwartungen, die uns von der Gesellschaft oder unserer Peer-Group vermittelt werden. Doch je bewusster wir mit unseren Werten umgehen, desto weniger anfällig sind wir für solche Einflüsse.

Werte im Wandel: Wie sich Überzeugungen verändern können

Glücklicherweise sind Werte und Überzeugungen nicht statisch und verändern sich im Laufe unseres Lebens, teils automatisch, teils, weil wir uns bewusst mit ihnen auseinandersetzen. Erinnern Sie sich an die Klientin, die mit den Warnungen ihrer Mutter im Rucksack von Beziehung zu Beziehung scheiterte.

„Lass keinen Mann zu nah an dich ran, sonst wirst du abhängig“, hatte die Mutter ihr eingeprägt und diese Überzeugung hatte sich so tief ins Bewusstsein der Klientin eingebrannt, dass sie als Erwachsene immer dann, wenn eine Beziehung intensiver wurde, den Rückzug antrat. Sie war erfolgreich, unabhängig und führte ein gutes Leben – doch ihr Wunsch nach einer engen, liebevollen Partnerschaft blieb unerfüllt, weil der Wert „Unabhängigkeit“ permanent mit dem Wert „Nähe und Partnerschaft“ in Konflikt geriet.

Als Erstes begann sie, den aktuellen Zustand zu analysieren und sich und ihre Mechanismen zu hinterfragen: Woher kommt diese Überzeugung? Gehört sie wirklich zu mir oder spiegelt sie die Ängste meiner Mutter wider?

Die Erkenntnisse – „Meine Mutter hat in einer anderen Zeit gelebt, in der Abhängigkeit das gängige Beziehungsmodell war.“ und „Ich habe genügend Kompetenzen, mit denen ich eine Beziehung nach meinen Vorstellungen mitgestalten kann“ – halfen ihr, zu sehen, dass „Unabhängigkeit“ auch bedeutet, sich ohne Angst auf eine Beziehung einzulassen, weil sie jetzt wusste, dass sie die Kontrolle über ihr Leben behalten wird.

Durch offene Kommunikation und das Setzen klarer Grenzen konnte sie schrittweise immer mehr Nähe zulassen, ohne sich abhängig zu fühlen. So hat sie nach und nach eine gute Balance zwischen Unabhängigkeit und Verbundenheit entwickelt.

Ähnlich war es bei einem anderen Klienten, der von seinem Vater den Glaubenssatz übernommen hatte, dass Reichtum etwas Negatives sei. „Goldkettchenträger und Reiche sind arrogant und verlogen“, hatte er immer gehört. Obwohl er gut verdiente, schaffte er es nie, Geld langfristig zu sparen. Sobald er eine bestimmte Summe angespart hatte, gab er es aus – sei es für unnötige Anschaffungen oder teure Urlaube. Erst durch gezielte Selbstreflexion erkannte er, dass der schwächende Glaubenssatz seines Vaters unbewusst seine Entscheidungen in Bezug auf Geld steuerte. Er verstand, dass der Wert, den sein Vater ihm vermittelt hatte, absolut nutzlos ist und nur das Resultat von Frust und Erfolglosigkeit seines Vaters war.

Er entschied sich, bewusst neue Erfahrungen zu machen und begann, sich mit erfolgreichen und wohlhabenden Menschen zu beschäftigen, las Biografien und saugte auch ansonsten alles an Eindrücken auf, was das Potenzial hatte, sein Bild von wohlhabenden Menschen ausgewogener zu gestalten. Er erkannte, dass viele gut situierte Menschen großzügig und bodenständig sind – also das genaue Gegenteil von dem, was sein Vater immer behauptet hatte.

Außerdem machte er aus negativen Allgemeinplätzen positive und persönliche Fragen: Was bedeutet Wohlstand für mich? Welche positiven Dinge kann ich mit Geld bewirken? So konnte er nach und nach seine Einstellung zu Geld und Wohlstand verändern.

Ein praktischer Schritt, den er unternahm, war, dass er einen unabhängigen Finanzberater konsultierte und mit ihm seine finanzielle Zukunft plante. So war weder für „dringende“ Spontankäufe noch für überflüssige Kompensationskäufe Geld verfügbar. Stattdessen begann er, Geld zu investieren – ohne dass er seinen alltäglichen Lebensstandard herunterschrauben musste. Ich erinnere mich noch, wie überrascht er war, wie viel Geld er eigentlich zur Verfügung hat, wenn er nicht „soviel Quatsch“, wie er sich ausdrückte, kauft.

Beide Klienten zeigten, dass der Wandel von Werten ein aktiver Prozess ist, der mit Selbstreflexion beginnt und in konkreten Handlungen mündet. Es geht darum, alte Überzeugungen zu hinterfragen, sie durch neue, passendere zu ersetzen und diesen Wandel im Alltag bewusst zu leben. Nur so gelingt es, aus übernommenen Mustern auszubrechen und ein Leben zu führen, das wirklich den eigenen Werten entspricht.

Selbstverantwortung: Ihre Rolle bei der Wertegestaltung

Selbstverantwortung beginnt oft in dem Moment, in dem wir merken, dass wir in einem bestimmten Bereich unseres Lebens nicht weiterkommen – sei es in einer Beziehung, im Job oder bei unseren persönlichen Zielen. So wie bei der Klientin, die sich immer wieder aus Partnerschaften zurückzog, weil sie die Überzeugung ihrer Mutter übernommen hatte: Unabhängigkeit und Nähe könnten niemals nebeneinander existieren. Diese tiefe Überzeugung hielt sie davon ab, echte Nähe zuzulassen, aus Angst, ihre Freiheit zu verlieren.

Oder nehmen Sie den Klienten, der unbewusst eine Abneigung gegen das Sparen entwickelt hatte. Hier war der Vater federführend, der unüberlegt und unreflektiert den eigenen Frust in abfälligen Äußerungen bezüglich Geld und Wohlstand kundgetan hat. Diese Haltung hatte sich tief in das Wertesystem des Klienten eingebrannt, ohne dass er es selbst merkte. Die Folge: Trotz eines guten Einkommens fiel es ihm schwer, langfristig finanzielle Sicherheit aufzubauen.

Der erste Schritt zur Veränderung ist das Bewusstsein, dass solche Überzeugungen nicht in Stein gemeißelt sind. Selbstverantwortung bedeutet, anzuerkennen, dass wir die Macht haben, unsere Werte zu hinterfragen und anzupassen. Anstatt äußere Umstände oder andere Menschen für unser Feststecken oder Scheitern verantwortlich zu machen, können wir uns entscheiden, aktiv nach innen zu schauen. Wir können herausfinden, welche Glaubenssätze uns behindern und wie wir diese ändern können.

Genau wie die oben genannten Klienten, die durch Reflexion und bewusste Entscheidungen ihre alten Glaubenssätze verändern konnten, ist es auch für uns möglich, die Kontrolle über unsere Werte zu übernehmen. Nur durch diesen Akt der Selbstverantwortung öffnen wir den Raum für echte Veränderung und schaffen die Grundlage dafür, in allen Lebensbereichen – sei es in der Liebe, im Beruf oder bei finanziellen Zielen – ein wirklich erfülltes Leben zu führen.

Ein klar definiertes Wertesystem bildet das Fundament für Ihre ethischen Normen und beeinflusst Ihre Denk- und Handlungsweisen sowohl im Privat- als auch im Berufsleben. Es ist in Ihrer Hand, diese Grundlage so zu gestalten, dass sie Sie unterstützt, anstatt Sie zu behindern.

Praktische Tipps zur Identifizierung Ihrer eigenen Werte

a) Wertehierarchie erstellen

Die Identifizierung Ihrer eigenen Werte ist der erste Schritt zu einem bewussteren und erfüllteren Leben. Ein guter Anfang ist es, sich selbst Fragen zu stellen, die tiefer gehen: Was ist mir wirklich wichtig? Was macht mich glücklich, unabhängig von äußeren Erwartungen? Nehmen Sie sich Zeit, diese Fragen ehrlich zu beantworten. 

Als Hilfestellung habe ich hier 50 wichtige Werte aufgelistet:

1. Ehrlichkeit
2. Respekt
3. Vertrauen
4. Freiheit
5. Verantwortung
6. Empathie
7. Dankbarkeit
8. Gerechtigkeit
9. Liebe
10. Integrität
11. Mut
12. Toleranz
13. Achtsamkeit
14. Hilfsbereitschaft
15. Zuverlässigkeit
16. Selbstachtung
17. Verbindlichkeit
18. Selbstdisziplin
19. Geduld
20. Mitgefühl
21. Gleichheit
22. Authentizität
23. Loyalität
24. Wahrheit
25. Flexibilität
26. Offenheit
27. Leidenschaft
28. Vergebung
29. Demut
30. Hoffnung
31. Gemeinschaft
32. Kreativität
33. Fairness
34. Beständigkeit
35. Optimismus
36. Lebensfreude
37. Selbstverwirklichung
38. Sicherheit
39. Kooperation
40. Eigenständigkeit
41. Akzeptanz
42. Bescheidenheit
43. Selbstverantwortung
44. Zufriedenheit
45. Verlässlichkeit
46. Entschlossenheit
47. Solidarität
48. Treue
49. Selbstliebe
50. Selbstvertrauen

Suchen Sie sich hier Ihre 10 wichtigsten Werte heraus oder formulieren Sie auch eigene Werte. Erstellen Sie dann eine Werthierarchie. Ich zeige kurz beispielhaft anhand der ersten 10 Werte, wie das funktioniert:

Wir haben die Werte Ehrlichkeit, Respekt, Vertrauen, Freiheit, Verantwortung, Empathie, Dankbarkeit, Gerechtigkeit, Liebe, Integrität.

Ich frage mich: „Was ist mir wichtiger? Ehrlichkeit oder Respekt?“ Und ich entscheide mich für Respekt, der für mich Ehrlichkeit zu einem großen Teil mit beinhaltet.

Also sieht meine Werthierarchie so aus:

  1. Respekt
  2. Ehrlichkeit

Jetzt kommt Vertrauen hinzu und ich frage mich wieder: „Was ist mir wichtiger? Respekt oder Vertrauen?“ Respekt bleibt für mich auf Platz eins, aber die Frage: „Was ist mir wichtiger? Vertrauen oder Ehrlichkeit?“ beantworte ich mit „Vertrauen“.

Die aktuelle Werthierarchie sieht also so aus:

  1. Respekt
  2. Vertrauen
  3. Ehrlichkeit

Das spielen Sie nun für jeden Wert durch, bis Sie Ihre persönliche Wertehierarchie erarbeitet haben. Die kann dann beispielsweise so aussehen:

  1. Liebe
  2. Freiheit
  3. Dankbarkeit
  4. Respekt
  5. Integrität
  6. Verantwortung
  7. Vertrauen
  8. Ehrlichkeit
  9. Gerechtigkeit
  10. Empathie

b) Werte-Journal erstellen

Eine andere spannende Methode ist, ein Werte-Journal zu erstellen, in dem Sie regelmäßig festhalten, welche Situationen Sie besonders bewegt haben. Dabei kommt es nicht darauf an, ob es sich um positive oder negative Situationen gehandelt hat.

Reflektieren Sie dann, welche Werte dabei im Vordergrund standen und bedienen Sie sich dabei gerne der oben stehenden Liste, die Sie sich unten auch als PDF herunterladen können. Achten Sie besonders auf Konflikte oder Frust-Situationen im Alltag. Denn oft zeigen sich nicht erfüllte oder missachtete Werte genau dort, wo wir am meisten Widerstand oder Unzufriedenheit erleben. Indem Sie diese Momente analysieren, finden Sie heraus, welche Werte Ihnen im Leben wirklich wichtig sind – und wo es Zeit für Veränderung ist.

Anti-Werte

Anti-Werte sind Überzeugungen oder Verhaltensweisen, die unserem Wohlbefinden und unserem persönlichen Wachstum schaden. Sie führen in der Regel zu Stress, Angst oder Burn-out.

Also ist es nicht nur wichtig, sich über die eigenen Werte im Klaren zu sein, sondern auch darüber, welche Anti-Werte Sie im Leben behindern.

Auch hier habe ich einige Beispiele für Sie zusammengestellt:

1. Perfektionismus: Der Glaube, dass nur eine fehlerfreie Leistung akzeptabel ist führt oft zu Überforderung und lähmt das Handeln, da man Angst hat, Fehler zu machen.

2. Übertriebene Selbstkritik: Eine fortwährende Abwertung der eigenen Leistungen und Fähigkeiten untergräbt das Selbstbewusstsein und blockiert persönliches Wachstum.

3. Vergleich mit anderen: Das ständige Messen der eigenen Leistung mit anderen, was Unsicherheit und Neid verstärken kann, anstatt sich auf die eigenen Fortschritte zu konzentrieren.

4. Angst vor Misserfolg: Übermäßige Furcht vor dem Scheitern hält uns davon ab, Neues auszuprobieren oder Risiken einzugehen, die zum Wachstum beitragen könnten.

5. Unrealistische Erwartungen: Zu hohe Anforderungen an sich selbst oder an andere, was oft zu Frustration führt, da die Realität diesen Erwartungen selten gerecht wird.

6. Verharren in der Vergangenheit: Sich ständig auf vergangene Fehler oder verpasste Chancen zu konzentrieren, statt den Blick nach vorn zu richten und daraus zu lernen.

7. Mangelnde Selbstfürsorge: Das eigene Wohlbefinden zu vernachlässigen, um den Erwartungen anderer gerecht zu werden, führt langfristig zu emotionaler und körperlicher Erschöpfung.

8. Kontrollzwang: Das Bedürfnis, alles und jeden um sich herum zu kontrollieren, kann stressig sein und die Beziehungen zu anderen beeinträchtigen, weil kein Raum für Flexibilität bleibt.

9. Abhängigkeit von Bestätigung: Das ständige Bedürfnis nach Anerkennung von außen, anstatt auf das eigene Urteil zu vertrauen, kann zu einem unsicheren Selbstbild und zu emotionaler Abhängigkeit führen.

10. Schwarz-Weiß-Denken: Die Tendenz, Dinge nur in Extremen zu betrachten: Alles ist entweder gut oder schlecht, richtig oder falsch. Dies behindert eine differenzierte und flexible Sichtweise auf das Leben.

11. Pessimismus: Die Überzeugung, dass das Schlimmste eintreffen wird. Diese negative Weltsicht hindert daran, Chancen zu sehen und optimistisch in die Zukunft zu blicken.

12. Aufschieberitis (Prokrastination): Das chronische Aufschieben von Aufgaben, selbst wenn sie wichtig sind führt oft zu Stress, Schuldgefühlen und schlechten Leistungen.

13. Starrheit im Denken: Das Unvermögen, alternative Perspektiven oder neue Ideen zu akzeptieren, hemmt Innovation und erschwert die Anpassung an Veränderungen.

14. Rachsucht: Das Bedürfnis nach Vergeltung, um Ungerechtigkeiten zu rächen, führt oft zu anhaltender Bitterkeit und vergiftet sowohl das eigene Wohlbefinden als auch Beziehungen zu anderen.

15. Opferrolle: Das konstante Gefühl, dass das Leben oder andere einem etwas schulden oder einem immer wieder Unrecht geschieht, führt zu Passivität und einem Mangel an Eigenverantwortung.

16. Angst vor Veränderung: Das Festhalten an bekannten Mustern und das Vermeiden von Neuem aus Furcht vor dem Unbekannten hält uns davon ab, Chancen wahrzunehmen und zu wachsen.

17. Selbstaufopferung: Die Tendenz, die eigenen Bedürfnisse komplett zugunsten anderer zu vernachlässigen, kann zu Erschöpfung und schließlich zu innerer Unzufriedenheit führen.

18. Groll: Das anhaltende Festhalten an Ärger oder Wut gegenüber anderen, ohne bereit zu sein, zu vergeben oder weiterzugehen, vergiftet das eigene innere Gleichgewicht und verhindert emotionale Heilung.

19. Emotionaler Rückzug: Sich von anderen zu distanzieren, um emotionale Verletzungen zu vermeiden, führt zu Einsamkeit und verhindert tiefe, bedeutungsvolle Beziehungen.

20. Mangel an Authentizität: Sich selbst zu verleugnen oder sich anderen anzupassen, um akzeptiert zu werden, führt zu einem inneren Konflikt und einem Gefühl der Entfremdung von sich selbst.

Wenn Sie Ihre persönlichen Anti-Werte erkennen und reflektieren, können Sie beginnen, gesündere Perspektiven und Verhaltensweisen zu entwickeln, die Ihr Leben bereichern und Ihre Lebensqualität verbessern. Welche Anti-Werte erkennen Sie in Ihrem eigenen Alltag?

Werte und Entscheidungen: Wie beeinflussen sie Ihr Handeln?

Werte sind so etwas wie ein unsichtbarer Motor, der uns innerlich in die Richtung unserer Entscheidungen und unseres Handelns antreibt. Sie geben uns in schwierigen Situationen Orientierung und stehen uns hilfreich zur Seite, wenn es darum geht, zwischen verschiedenen Optionen abzuwägen. Ob es darum geht, einen neuen Job anzunehmen, eine Beziehung einzugehen oder schwierige Entscheidungen im Alltag zu treffen – unsere Werte spielen dabei eine wichtige Rolle.

Nur wenn Ihre Entscheidungen wirklich mit Ihren tiefsten Überzeugungen übereinstimmen, herrscht in Ihrem Inneren die Ruhe, die nötig ist, um dauerhaft einen stabilen Kontakt zu sich selbst, zu seinen Werten und zu seiner Intuition zu haben. Das ist der Weg, um ein Leben in Zufriedenheit zu führen.

Das Gegenteil bewirkt logischerweise auch Gegenteiliges: Wenn Sie entgegen Ihren Werten handeln, kann das zu inneren Konflikten, Unzufriedenheit und chronischem Stress führen. Das wiederum sorgt für weitere Entfremdung von sich selbst, sodass wir uns in dem Strudel aus Anti-Werten immer mehr verlieren.

Daher ist es entscheidend, sich über die eigenen Werte im Klaren zu sein. Je bewusster Sie Ihre Werte in den Entscheidungsprozess einfließen lassen, desto authentischer und selbstbestimmter wird Ihr Handeln und desto mehr Zufriedenheit und innere Ruhe haben Sie im Leben.

Fazit: Zwischen übernommenen Werten und eigenen Überzeugungen – Ihr individueller Weg

Wir alle wünschen uns Klarheit im Leben und Sicherheit in unseren Entscheidungen. Beides hängt elementar mit unseren Werten zusammen. Wir können objektiv richtige Entscheidungen treffen, die für uns persönlich aber überhaupt nicht stimmig sind. Oder wir entscheiden uns für etwas, was bei unserem Umfeld nur Kopfschütteln hervorruft – trotzdem ist es für uns absolut richtig.

Die Schwierigkeit besteht häufig darin, uns im Prozess des Erwachsenwerdens von Werten zu trennen, die wir von unserer Familie, von der Gesellschaft oder familienfremden Autoritäten übernommen haben. Vielleicht sind wir sogar erst dann wirklich erwachsen, wenn wir soweit bei uns angekommen sind, dass wir unser Leben unabhängig von fremden Beurteilungen und Ratschlägen führen können.

Es ist ein Prozess der Selbstreflexion, aber mitunter auch Mut und Geduld erfordert. Doch es lohnt sich: Wenn Sie Ihre eigenen Überzeugungen und Werte entdecken und Ihr Leben aktiv gestalten, werden Sie bei sich sein und in sich ruhen und Ihre Entscheidungen selbstbestimmt und authentisch treffen. 

Der Schlüssel liegt darin, alte Muster zu erkennen, gegebenenfalls zu verändern und sich Ihrer Werte bewusst zu sein – so finden Sie Ihren individuellen Lebensweg und langfristig Zufriedenheit und Erfüllung.

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FAQ

Was sind Beispiele für Werte?

Werte sind grundlegende Überzeugungen, die unser Verhalten und unsere Entscheidungen prägen. Ein Beispiel für einen Wert ist Ehrlichkeit. Ehrliche Menschen legen großen Wert auf Transparenz und Integrität in ihren Beziehungen, sei es im privaten oder beruflichen Umfeld. Ein weiterer wichtiger Wert ist Respekt. Respektvolle Interaktionen fördern ein harmonisches Miteinander und schaffen ein Umfeld, in dem sich jeder wertgeschätzt fühlt.

Ein drittes Beispiel ist Verantwortung. Menschen, die Verantwortung übernehmen, zeigen Selbstverantwortung und sind bereit, die Konsequenzen ihrer Handlungen zu akzeptieren. Dies kann sowohl im Rahmen der Familie als auch im Beruf von großer Bedeutung sein.

Zusätzlich sind Werte wie Empathie und Mitgefühl entscheidend für zwischenmenschliche Beziehungen. Empathische Menschen können sich in die Gefühle anderer hineinversetzen und zeigen Verständnis für deren Situation.

Schließlich spielt auch der Wert der Gerechtigkeit eine zentrale Rolle, indem er für Fairness und Gleichbehandlung eintritt. Diese Werte bilden die Grundlage für ein harmonisches und respektvolles Zusammenleben und tragen dazu bei, dass wir als Gesellschaft zusammenwachsen.

Was sind die Werte?

Werte sind die grundlegenden Überzeugungen und Prinzipien, die das Verhalten und die Entscheidungen eines Individuums oder einer Gemeinschaft leiten. Sie dienen als Orientierungshilfe und beeinflussen, wie Menschen ihre Ziele definieren und ihre Lebensweise gestalten. Zu den zentralen Werten zählen Ehrlichkeit, Respekt, Verantwortung, Fairness und Empathie. Diese Werte prägen nicht nur persönliche Beziehungen, sondern auch das soziale Miteinander und die Unternehmenskultur.

Ehrlichkeit beispielsweise fördert Vertrauen und Transparenz, während Respekt die Grundlage für harmonische Interaktionen bildet. Verantwortung bedeutet, die Konsequenzen des eigenen Handelns zu erkennen und für sie einzustehen. Fairness sorgt dafür, dass alle Menschen gleich behandelt werden, unabhängig von ihrer Herkunft oder ihren Überzeugungen. Empathie ermöglicht es uns, die Perspektiven anderer zu verstehen und Mitgefühl zu zeigen.

Sie sind dynamisch und können sich im Laufe der Zeit ändern oder weiterentwickeln, abhängig von persönlichen Erfahrungen oder gesellschaftlichen Veränderungen. Sie sind jedoch essenziell für die Identität eines Individuums oder einer Gemeinschaft und spielen eine Schlüsselrolle dabei, wie wir miteinander umgehen und welche Prioritäten wir im Leben setzen.

Was meint man mit Werte?

Es sind grundlegende Überzeugungen und Prinzipien, die das Verhalten und die Entscheidungen von Individuen oder Gruppen leiten. Sie fungieren als moralische Kompassnadel und beeinflussen, was Menschen als wichtig, wünschenswert oder richtig erachten. Werte können aus verschiedenen Quellen stammen, wie zum Beispiel der Familie, dem Bildungssystem, kulturellen Traditionen oder persönlichen Erfahrungen.

Ein zentraler Aspekt von Werten ist ihre Fähigkeit, Prioritäten zu setzen. Sie helfen dabei, zu bestimmen, welche Ziele verfolgt werden sollten und wie man in verschiedenen Lebenssituationen reagieren möchte. Zum Beispiel können Werte wie Ehrlichkeit, Respekt und Verantwortung das Verhalten in zwischenmenschlichen Beziehungen prägen und dazu führen, dass man sich für Fairness und Transparenz einsetzt.

Sie sind nicht statisch; sie können sich im Laufe der Zeit entwickeln, insbesondere durch neue Erfahrungen oder gesellschaftliche Veränderungen. Sie spielen eine entscheidende Rolle in der Identitätsbildung und dem Selbstverständnis eines Menschen. Wenn man sich seiner Werte bewusst ist, kann man Entscheidungen treffen, die im Einklang mit diesen Überzeugungen stehen, und ein erfüllteres, authentischeres Leben führen.

Was sind die eigenen Werte?

Eigene Werte sind die grundlegenden Überzeugungen und Prinzipien, die das Verhalten und die Entscheidungen eines Menschen leiten. Sie entstehen durch persönliche Erfahrungen, Erziehung, Kultur und individuelle Reflexion. Werte können in verschiedenen Lebensbereichen eine Rolle spielen, sei es im Beruf, in zwischenmenschlichen Beziehungen oder im persönlichen Wachstum. 

Beispiele für diese sind Ehrlichkeit, Respekt, Verantwortung, Empathie und Freiheit. Diese Werte beeinflussen, wie wir mit Herausforderungen umgehen, welche Prioritäten wir setzen und wie wir uns selbst und andere wahrnehmen. 

Wenn Sie sich Ihrer eigenen Werte bewusst sind, können Sie ein authentisches Leben führen, das im Einklang mit Ihren Überzeugungen steht. Dies fördert nicht nur das persönliche Wohlbefinden, sondern stärkt auch die Beziehungen zu anderen. Eine klare Werteorientierung hilft zudem, Entscheidungen zu treffen, die mit Ihren Lebenszielen übereinstimmen. 

Um Ihre eigenen Werte zu identifizieren, können Sie sich Fragen stellen wie: Was ist mir im Leben am wichtigsten? Welche Eigenschaften bewundere ich in anderen? Diese Reflexion kann Ihnen helfen, ein klareres Bild von sich selbst und Ihren Prioritäten zu entwickeln.


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