Selbsthass – hassen Sie sich wirklich selbst?

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Selbsthass - Jan Göritz - Heilpraktiker für Psychotherapie, Psychologischer Berater, Psychotherapeut (HeilprG) in Hamburg

Stellen Sie sich vor, wie befreiend es wäre, wenn Sie sich selbst bedingungslos lieben könnten – so, wie Sie es wirklich verdienen. Selbsthass ist ein allzu oft verbreitetes Gefühl, das viele von uns belastet. Falls Sie betroffen sind, dann versuchen Sie, diesen destruktiven Kreislauf zu durchbrechen und stattdessen Selbstliebe und Selbstakzeptanz zu fördern.

Stärken Sie Ihren inneren Frieden und Ihr Wohlbefinden!

Selbsthass macht uns klein

„Herr Göritz, in solchen Momenten hasse ich mich wirklich selbst.“

Ein Satz wie eine Abrissbirne: „Ist hier noch irgendwo Selbstbewusstsein oder Selbstliebe? Kein Problem, nicht mehr lange.“ 

Was bringt uns Menschen nur dazu zu denken, wir würden uns selbst hassen?

Wenn ich im Geiste die Themen durchgehe, die in meinen Sitzungen genannt werden, dann stoße ich auf diese Situationen:

  • Verlassen werden beziehungsweise sich die Schuld für das Ende einer Beziehung geben
  • Berufliche Themen wie Kündigung oder Scheitern mit einem Projekt
  • Selbstverurteilung aufgrund des eigenen Körpers
  • Finanzielle Schwierigkeiten
  • Disziplinlosigkeit
  • Man ist aus Gutgläubigkeit auf Betrüger reingefallen
  • Man ist mit einem Ziel gescheitert, zum Beispiel mit einem Uniabschluss
  • Untreue – sowohl der untreue Part als auch der Betrogene
  • Beim Vergleich mit anderen, deren Leben perfekter zu sein scheint.

Das sind alles keine angenehmen und mitunter auch wirklich schwierige Situationen, keine Frage. Aber Selbsthass? Was passiert in solchen Momenten oder Situationen wirklich in uns?

Lassen Sie uns dafür eine kleine Zeitreise machen.

Kindheit: Die Wurzeln unserer Gefühle

Stellen Sie sich vor, Sie sind wieder ein kleines Kind. Ihre Eltern sind Ihre Welt, Ihre Versorger, Ihre Helden. Aber sie sind auch diejenigen, die Ihnen manchmal auf die Nerven gehen, Frust und manchmal sogar seelischen Schmerz verursachen. Jetzt kommt der entscheidende Punkt: Kinder wissen intuitiv, dass sie existenziell abhängig von ihren Eltern sind. Trotzdem treten kleinere und größere Verletzungen auf, die logischerweise Gefühle wie Wut oder sogar Hass mit sich ziehen.

Doch wohin damit? Viele Kinder machen schon früh die Erfahrung, dass es nicht ok ist, auf die Mutter oder den Vater wütend zu sein. Die Reaktionen der Eltern machen das unmissverständlich klar. Das bedeutet, dass das Kind mit jedem Äußern von Wut oder Hass Gefahr läuft, „ausgestoßen“ zu werden und die Unterstützung und Liebe ihrer Eltern zu verlieren. 

Wut oder Hass einfach nur in sich zu behalten funktioniert aber auch nicht, weil solch kraftvolle Gefühle am besten ihre machtvolle Energie abbauen können, wenn sie in Bewegung kommen.

Da die meisten Kinder schnell lernen, dass es nicht sicher ist, diese Gefühle direkt gegen ihre Eltern zu richten, richten sie diese Gefühle gegen sich selbst. Ich nenne es „Bumerang-Effekt“. Das Gefühl kann zwar in Bewegung kommen, landet aber trotzdem wieder bei uns selbst. 

Anstatt sich den Gedanken „Ich bin wütend auf Mama/Papa“ zuzugestehen, fühlt das Kind Wut beziehungsweise Hass auf sich selbst.

Emotionaler Magnetismus

Hat sich ein solcher Gedanke erst einmal nachhaltig manifestiert, bewerten wir jede Situation durch diese Brille. Natürlich verstärkt sich damit jedesmal das negative Selbstbild beziehungsweise das, was wir als Selbsthass empfinden. Die Brille wird immer dunkler und  wir können unsere wahre Persönlichkeit mit angenehmen, hellen aber auch mit eher unangenehmen Aspekten immer weniger erkennen. 

Warum Herr Müller dachte, er sei nicht liebenswert

Herr Müller, kam ursprünglich mit Schlafproblemen zu mir in die Therapie. Er konnte manchmal bis in die frühen Morgenstunden nicht einschlafen, weil er so in Gedankenkarussells gefangen war.

Es stellte sich raus, dass er sich Stunde um Stunde sein eigenes – wie er sagte – Versagen im Leben vor Augen führte und sich so immer stärker in Gefühle wie Wut auf sich selbst und Selbsthass hineindrehte. Natürlich war das alles andere als schlaffördernd.

Er hatte das Gefühl, dass er in allen Lebensbereichen versagt hatte und kämpfte mit harten negativen Gedanken über sich selbst. Herr Müller berichtete, dass er schon seit seiner Kindheit das Gefühl hatte, niemals gut genug zu sein. Diese Überzeugung machte er hauptsächlich an seinen schulischen Leistungen fest. Er erzählte von vielen Situationen, in denen er seine Eltern enttäuscht hatte. Zumindest war dies seine Wahrnehmung.

Interessanterweise rechtfertigte er sogar die harsche Kritik seiner Eltern und erklärte, dass sie es ja nur gut gemeint hätten und diese Strenge notwendig gewesen sei, um ihn zu „motivieren“.

Während unserer Sitzungen wurde deutlich, dass Herr Müller eine tief verwurzelte Geschichte der Selbstkritik und des Selbsthasses hatte. 

In einer Sitzung fragte ich, ob er denn auch Erinnerungen an die Zeit vor der Schule hätte. 

Auch wenn ihm ad hoc nichts eingefallen ist, war die Tür zu seinen frühen Erinnerungen geöffnet.

So begann Herr Müller, sich an frühe Kindheitserfahrungen zu erinnern. Als erstes zeigten sich interessanterweise – und das fällt mir häufig auf – emotionale Erinnerungen. 

Bei Herrn Müller waren es in erster Linie Schmerz und Wut, die sich Bahn brachen, bis die ersten situativen Erinnerungen hochkamen.

Eine war für ihn besonders prägend: Er hatte für seine Eltern einen Elefanten getuscht und war voller Stolz und Freude. Doch seine Eltern haben ihn – noch bevor sie das Bild überhaupt zur Kenntnis genommen hatten, dafür ausgeschimpft, dass er nichts druntergelegt hatte und jetzt das Tischtuch gewaschen werden musste.

Ich fragte ihn: „Herr Müller, was empfinden Sie für den kleinen Andreas [das ist sein Vorname]?“ Und noch bevor Herr Müller zur Antwort ansetzen konnte, liefen ihm die Tränen übers Gesicht. Endlich konnte sich der Schmerz von damals lösen.

Je mehr Herr Müller in der Lage war, Mitgefühl mit sich selbst statt Selbsthass zu empfinden, desto mehr begann er auch, eine tiefe Wut auf seine Eltern zu spüren.

Er verstand nun, dass seine Wut berechtigt war und dass es wichtig war, diesen Gefühlen Ausdruck zu verleihen.

So schrieb er beispielsweise zuhause Briefe an seine Eltern, die er nicht abschickte. So konnte er seine Gefühle so ehrlich wie möglich zum Ausdruck bringen, ohne sie durch den Filter „ich darf meine Eltern nicht verletzen“ laufen zu lassen.

In einer Sitzung bat ich ihn, aufzustehen und stellte zwei Stühle vor ihm auf: „Hier sitzen Ihre Eltern, Herr Müller. Und sie werden sie nicht unterbrechen, kritisieren oder kleinmachen. Sie werden einfach schweigen und Sie können hier ihre Gefühle zum Ausdruck bringen.“

Nach anfänglichem Zögern begann er, seinen Gefühlen Luft zu machen. Erst nur mit Worten und als ich ihm eine Schaumstoffkeule anbot, weil ich merkte, dass Worte alleine nicht reichen, nahm er sie gerne an.

Durch diese Übungen begann sich Herr Müllers Selbstbild allmählich zu wandeln. Er entwickelte ein tieferes Verständnis für die Wurzeln seines Selbsthasses und konnte mehr und mehr Mitgefühl für sich selbst entwickeln. Er erkannte, dass er nicht perfekt sein musste, um liebenswert zu sein, und dass er es verdiente, freundlich zu sich selbst zu sein. Dieser Prozess der Wandlung war nicht einfach und erforderte von Herrn Müller viel Geduld und kontinuierliche Arbeit, aber er erkannte dass er Schritte in die richtige Richtung machte.

Von Selbsthass zu Selbst-Mitgefühl

Wie kommen wir also von Selbsthass zu Selbstmitgefühl? In der Therapie geht es darum, diese fehlgeleiteten Gefühle wie Wut oder Hass auf sich selbst zu erkennen und sie wieder in die richtige Richtung zu lenken. Hier sind ein paar Schritte, die dabei helfen können:

1. Gefühle anerkennen: Der erste Schritt ist immer, die existierenden Gefühle des Selbsthasses und der Selbstwut anzuerkennen. Diese Emotionen sind real und haben eine Bedeutung. Kein Verdrängen, sondern anerkennen!

2. Ursprung erforschen: Wo kommen diese Gefühle, wo kommt der Selbsthass her? Wann haben sie angefangen? In welchen Situationen sind sie besonders stark? Der Therapeut kann helfen, diese Fragen zu beantworten und Licht ins Dunkel zu bringen.

3. Externe Verantwortliche identifizieren: Wer oder was hat ursprünglich diese Gefühle ausgelöst? Es geht nicht darum, Schuld zuzuweisen, sondern darum, die Dynamik von Selbsthass zu verstehen.

4. Gefühle ausdrücken: In einem sicheren Rahmen können wir lernen, unsere Wut und unseren Frust auszudrücken, ohne Angst haben zu müssen, jemanden zu verletzen oder Beziehungen zu gefährden.

5. Selbstmitgefühl entwickeln: Ein zentraler Bestandteil der Heilung ist die Entwicklung von Selbstmitgefühl. Lernen Sie, sich selbst gegenüber freundlich und nachsichtig zu sein. Das ist nicht immer einfach, aber unglaublich wichtig.

Schlussgedanken

Die Idee, dass Selbsthass und Selbstwut eigentlich nicht existieren, sondern als fehlgeleitete Emotionen entstehen, lässt viele Klienten das erste Mal in ihrem Selbsthass oder ihrer Selbstwut innehalten. Indem wir die ursprünglichen Ursachen dieser Gefühle verstehen und lernen, sie wieder in die richtige Richtung zu lenken, können wir einen wichtigen Beitrag zur Heilung und Selbstakzeptanz leisten.

Haben Sie auch Momente in Ihrem Leben, in denen Sie Ihre Wut oder Ihren Hass auf sich selbst gerichtet haben? Wie könnten diese Gefühle ihren Ursprung in Ihrer Kindheit haben?

Was Sie tun können

Versuchen Sie, in der kommenden Woche bewusst auf Ihre inneren Kritiker zu achten. Notieren Sie sich Situationen, in denen Sie besonders hart zu sich selbst sind, und überlegen Sie, ob diese Gefühle wirklich gegen Sie gerichtet sein sollten oder ob es andere Quellen gibt.

Weiterführende Informationen

FAQ

Was versteht man unter Selbsthass?

Selbsthass beschreibt ein starkes Gefühl der Abneigung, Ablehnung oder Negativität gegenüber sich selbst. Es äußert sich oft in Selbstzweifeln, Selbstkritik und einem niedrigen Selbstwertgefühl.

Menschen, die unter Selbsthass leiden, haben oft das Gefühl, nicht gut genug zu sein, Fehler zu machen oder unliebenswert zu sein. Dies kann zu einem destruktiven inneren Dialog führen, in dem man sich selbst abwertet und sich selbst gegenüber unbarmherzig ist.

Selbsthass kann verschiedene Ursachen haben, wie zum Beispiel negative Erfahrungen in der Vergangenheit, kritikunfähige Eltern in der Kindheit, soziale Vergleiche oder unrealistische Erwartungen an sich selbst. Es kann auch mit psychischen Erkrankungen wie Depression oder Angststörungen verbunden sein.

Selbsthass kann zu schwerwiegenden emotionalen Problemen führen und sollte ernst genommen werden. Es ist wichtig, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen, um Wege zu finden, Selbstakzeptanz und Selbstliebe zu entwickeln und den Selbsthass zu überwinden.

Wie äußert sich Selbsthass?

Selbsthass kann sich auf verschiedene Weise äußern. Oft äußert er sich in negativen Gedanken über sich selbst, in denen man sich selbst kritisiert oder abwertet. Man kann sich selbst als nicht gut genug empfinden und ständig nach Fehlern suchen.

Selbsthass kann auch körperliche Auswirkungen haben, wie zum Beispiel Schlafstörungen, Appetitlosigkeit oder körperliche Verspannungen. Menschen, die unter Selbsthass leiden, neigen dazu, sich selbst zu vernachlässigen und keine Selbstfürsorge zu betreiben. Sie können Schwierigkeiten haben, sich selbst zu akzeptieren und lieben zu lernen.

Selbsthass kann auch zu einem geringen Selbstwertgefühl führen und das Selbstvertrauen beeinträchtigen. Es ist wichtig, Selbsthass ernst zu nehmen und professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen, um Wege zu finden, sich selbst zu akzeptieren und mitfühlender mit sich selbst umzugehen.

Woher kommt Selbstablehnung?

Selbstablehnung kann aus verschiedenen Quellen stammen. Oftmals wird sie durch negative Erfahrungen in der Kindheit geprägt, wie zum Beispiel durch kritische oder abwertende Eltern oder Bezugspersonen. Auch gesellschaftliche Erwartungen und Normen können dazu führen, dass man sich selbst ablehnt, wenn man diesen nicht entspricht.

Ein geringes Selbstwertgefühl und mangelndes Selbstvertrauen können ebenfalls zu Selbstablehnung führen, da man sich selbst nicht genug wertschätzt.

Perfektionismus kann ebenfalls eine Rolle spielen, da man sich selbst hohe Maßstäbe setzt und sich selbst ablehnt, wenn man diesen nicht gerecht wird. Negative Erfahrungen in Beziehungen oder im Berufsleben können ebenfalls Selbstablehnung auslösen, wenn man sich nicht akzeptiert oder respektiert fühlt.

Es ist wichtig, die Ursachen für Selbstablehnung zu erkennen und daran zu arbeiten, um ein gesundes Selbstwertgefühl und Selbstakzeptanz zu entwickeln.

Wie äußert sich Selbstablehnung?

Selbstablehnung äußert sich oft durch negative Selbstgespräche und Selbstkritik. Betroffene neigen dazu, sich ständig selbst zu kritisieren und ihre eigenen Fähigkeiten und Leistungen herunterzuspielen. Sie haben oft ein geringes Selbstwertgefühl und zweifeln an sich selbst.

Selbstablehnung kann auch zu einem Vermeidungsverhalten führen, bei dem Betroffene Situationen oder Herausforderungen aus dem Weg gehen, um sich nicht mit ihren vermeintlichen Schwächen und Unzulänglichkeiten konfrontieren zu müssen. Es kann auch dazu führen, dass man sich selbst sabotiert, indem man bewusst oder unbewusst Handlungen setzt, die einem selbst schaden.

Menschen, die unter Selbstablehnung leiden, haben oft Schwierigkeiten, sich selbst zu akzeptieren und lieben zu lernen. Es ist wichtig, Selbstablehnung zu erkennen und aktiv dagegen anzugehen, um ein gesundes Selbstwertgefühl und Selbstakzeptanz zu entwickeln.

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